Die beste Bekleidung für Tages-Radtouren

Mann auf Rennrad in Radbekleidung, Radhose
Was für Radrennsportler gut ist, kann für Langstreckenradler nicht so verkehrt sein…

Bewegungsfreiheit, Luftigkeit und evtl. Polsterung sind sehr wichtig, wenn man es auf längeren Radtouren leichter haben will!

Ich wundere mich häufig, wie viele Leute (Männer noch öfter als Frauen) für Radtouren Jeans oder Hosen aus ähnlich festem Material anziehen. Man würde zum Schwimmen doch auch nicht einen engen Skianzug tragen, warum also Jeans für einen Sport, wo du ununterbrochen gegen den dicken Stoff arbeiten musst? Und zwar nicht nur mit den Oberschenkeln, sondern auch in den Knie- und Hüftgelenken. Das bedeutet, es sich unnötig schwer zu machen!
Ich schätze, dass feste Jeans im Vergleich zu Radhosen aus sehr dehnbarem Material dich bis zu 30 % mehr Kraft kosten; das mag sich bei Kurzstrecken nur wenig auswirken, macht aber bei zunehmender Strecke auch zunehmend Mühe. Sprich, statt z.B. 90 km schaffst du eventuell nur ca. 66 – 70 km, und das bloß wegen der falschen Hosen. Letztes Jahr hatte ich eine Radtour mit einem jüngeren Mann, der mich vom Alter, von seiner Körpergröße (1,92 m) und seiner Statur her (schlank, aber kräftig-muskulös) locker in die Tasche stecken könnte, aber aus Eitelkeit hatte er feste schmale Jeans, ein enges Hemd und eine schmale Lederjacke angezogen; nach 60 km war er vollkommen platt, während ich gern nochmal das selbe an Kilometern draufgelegt hätte. Denn zusätzlich zu den Jeans behinderten ihn auch das Hemd und die Jacke, die den nach vorn gestreckten Armen einen ständigen Widerstand leisteten.

Wie auch immer… Die Hose ist das Wichtigste. Sie sollte der Aufwärtsbewegung der Schenkel praktisch keinen Widerstand entgegensetzen, also einen sehr dehnbaren Stoff haben. Ich kann jedem/r ambitionierten Radtourenfahrer/in nur raten, sich mehrere Radhosen aus solchem Material zuzulegen, da sie auch diesen Einsatz zwischen den Beinen haben, der bei längerem Radeln Schmerzen der Sitzfläche abmildert. Denn das tut er tatsächlich!

Und warum gleich mehrere solche Radhosen?
Na, wenn du häufig Touren fahren willst, brauchst du mindestens eine kurze (die oberhalb des Knies endet), mindestens eine längere (die an der Wade endet) und eine lange.
Warum “mindestens”?
Weil man ja vielleicht auch mal zwei drei Tage hintereinander Touren machen will und dann nicht die verschwitzen Hosen vom Vortag tragen möchte. Und weil man auf einer ausgedehnten Route an einem warmen Tag vielleicht auch mal die Hosen wechseln will.
Ich selber finde es super, wenn ich z.B. einen Ausflug an einem frischen Septembermorgen in den wadenlangen Radhosen starten kann und später, wenn es heißer wird, in die kurzen hüpfen kann.
An Tagen, die morgens richtig kühl sind, ziehe ich die wadenlangen an und darüber ganz schlichte Sportleggings; die kommen dann runter, sobald die Temperatur es erlaubt.
Die Gegenargumente, die ich hier öfter von Leuten höre:
a) “Das kostet doch ein Vermögen!”
b) “Das sieht scheiße aus.”
Ich sage hierzu: Paperlapapp!
Zu a) Radfreaks und Hersteller teurer Sportbekleidung mögen jetzt aufschreien, aber ich persönlich stelle keinen großen Unterschied fest zwischen den gepolsterten Radhosen, die eine französische Sportwaren-Kette als Eigenmarke herstellt (diese Kette gibt es auch in der BRD, die kurzen Radhosen kosten 11,99, die längeren 14,99 Euro), und den Markenteilen, die ich im Internet für einen stark reduzierten, aber immer noch ziemlich hohen Preis gekauft habe.
Zu b) Von Frauen höre ich da u.a.: “In diesen engen Radhosen sehe ich fett aus!”
Naja, wenn du sie in weiß kaufst, dann vielleicht schon. Aber meinst du, dass du in deinen Jeans etwa schlanker aussiehst als in schmalen schwarzen Radhosen?
Von Männern höre ich: “Das sieht doch albern aus!”
Klar, wenn man z.B. einen nicht mehr schlanken Körper in eine hauchdünne, glänzende Pelle mit rot-weißem Tigermuster zwängt, sieht das tatsächlich albern aus (genau solche Männer prägten ja den spöttischen Begriff “MAMIL” = Mann mittleren Alters in Lycra). Auch hier möchte ich zu schlichtem Schwarz oder dunkelblau raten, und das sieht allemal weniger albern aus, als wenn du dir in Straßenhosen einen auf deinem Rad abackerst.

Mit der Oberbekleidung habe ich ähnliche Erfahrungen gemacht: Kostengünstige Funktionsshirts von besagter Kette, von Lidl oder Ebay tun´s für mich genauso wie teure von Markenherstellern. Wichtig an den Shirts, egal ob kurz- oder langärmlig, und natürlich auch an deinen Jacken, egal ob Sportjäckchen, Fleece oder Regenschutz, ist: Sie dürfen deinem Körper keinen Widerstand leisten, wenn du die Arme nach vorn nimmst und dort auch ganz lange belässt. Mach den Test beim Kauf also nicht nur für eine Sekunde, sondern besser für mehrere Minuten.

Schwitzen oder Frieren?

Wie bei allen Ausdauer-Sportarten ist bei der Radtouren-Bekleidung das Zwiebelsystem das einzig Wahre. Den meisten muss ich das nicht extra sagen, ich schreib´s hier trotzdem rein für so Spezis wie den o.g. jungen Mann und meine Freundin H., die zu Touren im Frühling mit mir aufkreuzten in schicken wattierten Jäckchen und darunter nur ein T´Shirt; nach 15 oder 20 Minuten schwitzten sie schon richtig in ihren warmen Jacken, konnten sie aber nicht ausziehen, weil ein dünnes T´Shirt an einem kühlen Maitag wiederum viel zu wenig ist.

Ein kleines Problemchen kann es bei den oben empfohlenen gepolsterten Radhosen jedoch geben, nämlich dass man bei warmen Temperaturen genau dort ziemlich schwitzt, wo das Polster sitzt. Da die meisten “normalen” Radfahrer auch normale Unterhosen tragen, wird der Slip an dieser Stelle nach einer Weile pitschnass. Das ist nicht nur unangenehm, sondern es kann auch zu Pickeln und Wundheit am Po führen. Es gibt da die wildesten Konstruktionen, die man so im Internet lesen kann, von Spezialfett, mit dem man das Gesäß einschmieren soll, bis zu Läppchen, die man sich da reinstecken soll (bäh!). Ich behelfe mir ganz schlicht damit, dass ich immer mindestens eine Unterhose und eine Radhose zum Wechseln dabei habe, und die nassen Sachen klemme ich so zwischen Gepäckträger und Rucksack, dass man sie nicht sehen kann, aber sie durch den Fahrtwind trocknen (klingt merkwürdig, funktioniert aber). Eine Freundin von mir hat sich nämlich mal mokiert, dass ich meine Schlüpfer doch bitte nicht offen sichtbar zwischen Rucksack und Klemmbügel befestigen soll 😀
An einem sehr warmen Tag kann es schon mal passieren, dass ich einmal pro Stunde das Set wechsle, und das reicht auch aus, dass das andere wieder trocken ist.

© Beatrice Poschenrieder

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