Radtour 134: Schlösser-Rundkurs ab Ortrand via Radeburg, Moritzburg, Großenhain, Schönfeld
Auf dieser herrlichen Route sehen wir, eingebettet in schöne Landschaft, zehn Schlösser! U.a. die unglaubliche Schloss-Anlage Moritzburg

Gut bei Wenig Wind / Windstille; Gesamtlänge: 86 km
Vom Bahnhof der südlichsten Stadt Brandenburgs radeln wir noch weiter südwärts und passieren nach nur 600 m die Landesgrenze – d.h., auf dieser Tour sind wir fast die ganze Zeit in Sachsen; zunächst 14 km auf ruhigen Landstraßen durch grüne Landschaft mit nur wenig Besiedelung.

Vor unserem ersten Schloss fahren wir auf einem schmalen Damm zwischen zwei großen Teichen; sie bilden zusammen den sog. „Speicher Radeburg II“, eine Brauchwassertalsperre und zugleich ein ausgewiesenes „Europäisches Vogelschutzgebiet“:


Gleich nach den Teichen kommt eine winzige Siedlung, Zschorna (20 Einwohner), mit einem Wasserschloss. Das eher unauffällige Gebäude hat eine bewegte Geschichte; u.a. wurde es 1936 zwangsverkauft und diente dann als Bannlager (Lager für unerwünschte Personen); heute steht es meines Wissens leer:

Ein paar Kilometer weiter erreichen wir eine nette Kleinstadt, Radeburg. Meine Route führt durchs Zentrum; manche Radkarten verzeichnen hier ein Schloss, es ist aber „nur“ ein Herrenhaus, das ich bei den o.g. zehn Schlössern nicht mitgezählt habe; es enthält das Rathaus. Noch besser gefallen hat mir der Marktplatz, daher gibt´s davon ein Foto:

Nur 3 km südlich davon kommt Berbisdorf, was ebenfalls ein Wasserschloss hat:


Dann steuern wir das Highlight dieser Fahrradtour an, den riesigen Schlösserbereich von Moritzburg, zu dem auch mehrere ziemlich ausladende Teiche gehören; unser erster ist der sog. Großteich:

Den Teich umrunden wir halb auf einer Art Höhenweg, um zum Leuchtturm zu gelangen, der auf einer kleinen Landzunge steht:


Unser erstes Schloss in dieser Anlage, das Fasanenschlösschen, wurde so genannt, weil es zwischen 1769 und 1782 unweit der damaligen Fasanerie errichtet wurde, aber es diente nie wirklich der Jagd, sondern teils als Lustschloss (u.a. sollen dort rauschende Feste stattgefunden haben), teils als Ferienhaus für Kurfürst Friedrich August I. und für König Friedrich August I. von Sachsen; zu diesem Zwecke wurde das Gebäude voll ausgestattet und durch Wirtschaftsgebäude, den Leuchtturm am Großteich und einen kleinen Hafen zu einer privaten Ferienanlage ergänzt.

Hinter dem Schlösschen steht ein fetter Venusbrunnen, und zwar am Ende eines Kanals, der in der Sichtachse zwischen dem Fasanenschlösschen und Schloss Moritzburg liegt:

An diesem Kanal entlang radeln wir nun 1,5 km westwärts Richtung Schlossteich; schon von weitem lacht uns das Hauptschloss entgegen, mitten im Wasser auf einer künstlichen Insel thronend:

Diese Fahrradtour enthält aufgrund ihrer Länge keine Stadtrunde durch Moritzburg, obwohl es ein sympathisches Städtchen ist; falls du dich dort selbst ein wenig umsehen magst: es bietet nicht nur einiges an Gastronomie (plus Eisdielen), sondern auch eine prachtvolle Kirche.
Meine Route führt direkt auf die Schlossinsel; Fahrrad bitte schieben!
Das Schloss wurde nicht nach dem Ort benannt, sondern es war zuerst da. Seinen Namen hat es vom ersten Erbauer, Herzog Moritz von Sachsen; merkwürdigerweise heißt es „MoritzBURG“, obwohl er 1542 keine Burg bauen ließ, sondern ein Jagdschloss, und zwar im Renaissance-Stil.
180 Jahre später, 1622/23, ließ Kurfürst August der Starke den Moritzschen Palast komplett umbauen im barocken Stil; das daraus entstandene Prachtwerk und das Elbe-Schloss Pillnitz gelten als DIE Paradeschlösser des Dresdner Barock. In dem Zuge wurde die Moritzburg auch zum Wasserschloss, denn erst da entstand der Mords Schlossteich – unter Einbezug vier umliegender kleiner Teiche. Künstlich ist also nicht nur die Schlossinsel, sondern auch das ganze Wasser drumherum (siehe Foto ganz oben).

„Hier wollte der Kurfürst seine ausschweifenden Feste und Jagden zelebrieren. Sein Traum war es, einen »Tempel der Diana« zu errichten, umgeben von exotischen Tiergehegen…“, heißt es auf der Webseite schloss-moritzburg.de. „Opulente Bankette oder inszenierte Seeschlachten auf dem Schlossteich gehörten auch dazu. Der Architekt … ließ neue Teiche und Tiergehege anlegen – die Fasanerie östlich des Schlosses zeugt davon. Die besten sächsischen Handwerker und Künstler wirkten bei der Innenausstattung der sieben Säle und über 200 Räume mit.“
Wir marschieren um das Schloss herum – such dir aus, ob oben auf der von Balustraden eingefassten Terrasse oder unten auf dem Weg, der das Gebäude umrahmt:

Dahinter geht´s in den Schlosspark im engeren Sinn, aber eigentlich ist es eher ein Schlossgarten, denn zwischen den beiden Schlössern liegt ja bereits ein mächtiger Park, und nördlich des Ganzen ein noch größerer. Letzterer war extra in einem sternförmigen Schneisensystem für die Parforcejagd angelegt, inklusive des sog. Hellhauses, von dessen Dach ein Wärter mit Flaggen zeigte, wohin das Wild floh – sodass die Hofgesellschaft es bequem jagen konnte.

Von dort habe ich eine gute Route nordwärts gefunden, zuerst durch den schönen Wald, dann zum nächsten Schloss; es ist ein eher bescheidenes, aber da wir eh dran vorbeikommen, nehmen wir das mit:

Grade mal 2 km weiter kommt das nächste, Schloss Lauterbach; das ist schon wieder ansehnlicher:

Drei Orte weiter, in Dallwitz, gäbe es auch ein Schloss, doch das ist ein sehr schlichtes und meiner Kenntnis nach in schlechtem Zustand, daher habe ich auf einen Schlenker dorthin verzichtet (wenn du die Anzahl der Schlösser dieser Tour auf 11 erhöhen willst, fahr hin; es sind nur 200 m).
Nach 5-6 km erreichen wir das nächste Highlight, die lebendige Stadt Großenhain. Auch hier habe ich eine Runde durchs Zentrum eingebaut, zum Marktplatz und zum opulenten Rathaus:


Dann besuchen wir einen ganz besonderen Ort, das sog. Kulturschloss. Ganz früher, im 13. Jahrhundert, stand da mal eine Burg. Die brannte 1547 ab, wurde wieder aufgebaut, wurde um 1640 im 30jährigen Krieg zerstört, wieder aufgebaut (etwa ab da nannte man es „Schloss“ statt Burg), 1704 in einem Krieg und 1744 durch einen Brand beschädigt. Teile des Gebäudes müssen trotzdem noch nutzbar gewesen sein, denn zwei Brüder richteten dort eine Textilfabrik ein, 1836 brannte das Ding – und wurde wieder aufgebaut. Nach diversen Nutzungen durch verschiedene Betreiber wurde es 1967 stillgelegt. Gut 20 Jahre später kaufte die Stadt Großenhain das „Schloss“, ließ es sanieren und zum Kulturzentrum umbauen. Heute ist es noch mehr als das, es bietet Theater, Kino, Sinfoniekonzerte, Kleinkunst, Jazzabende, Open-Air-Events und andere Veranstaltungen und wird bald auch ein Museum enthalten.

Nach dem Schloss verlassen wir die Stadt, und zwar an einem Wasserlauf entlang, der „Röderneugraben“ heißt. Netterweise führt ein Weg direkt an diesem Kanal uns 6 km geradeaus Richtung Osten – wir befinden uns auf der „Röderradroute“…

…diese geht am Ende des Kanals über in einen Radweg durch eine sehr hübsche Landschaft, die sich ungefähr entlang der „Großen Röder“ schlängelt; das ist ein Nebenfluss der Schwarzen Elster.



In Cunnersdorf gäbe es NOCH ein Schloss, also eigentlich gibt es zwölf auf meiner Rundtour! aber ich habe es aus den selben Gründen weggelassen wie Schloss Dallwitz. Jedenfalls verlassen wir hier die Röderradroute, aber die hübsche Landschaft bleibt uns erhalten.

Im Nu sind wir in Schönfeld mit seiner wirklich sehenswerten Schlossanlage:

Ähnlich wie das Großenhainer Schloss, war dieses hier ursprünglich (ab dem 13. Jahrhundert) eine Burg; das Ganze wurde im Lauf der Zeit und durch wechselnde Besitzer immer weiter aus- und umgebaut; einer der Eigentümer ließ es 1882-84 komplett umgestalten, und zwar so, wie wir es heute noch besichtigen können: „Schloss Schönfeld ist eines der bedeutendsten Neorenaissance-Schlösser Sachsens“, so Wikipedia.
Heute wird die Schlossanlage durch einen Förderverein geführt; man kann dort Veranstaltungen besuchen oder selber welche durchführen, heiraten oder an Führungen teilnehmen – auch die Innenräume sind sehr schön!


Auf unserem Weg zum letzten Schloss gibt´s noch das hier zu sehen:


Zum fabelhaften Schloss Großkmehlen zeigt Radtour 85 schon mehrere Bilder, daher hier nur eins:

Zum Bahnhof Ortrand sind´s dann nur noch knapp 3 km.

Grobe Streckenführung:
Bahnhof Ortrand – Ortrander Straße – Ponickau – Liega – Thiendorf – Lötzschen – Zschorna (Wasserschloss) – Radeburg – Berbisdorf (Wasserschloss) – Bärnsdorf Bahnhof – Moritzburg Fasanenschlösschen – Schlossteich – Schloss Moritzburg – Bärwalde – Naunhof (Schloss) – Lauterbach (Schloss) – Hohndorf – Altleis – Dallwitz – Lenz – Zschauitz – Mülbitz – Großenhain Rathaus und Kulturschloss – Kalkreuth (Nord) – Cunnersdorf – Schönfeld (Schloss) – Schönborn – Blochwitz – Großkmehlen (Wasserschloss) – Ortrand Bhf
Strecke abkürzen:
– Stadt-Runde in Moritzburg weglassen: minus 3 km
– Von Blochwitz direkt nach Ortrand (also Großkmehlen weglassen): minus 1,5 km
– Von Lauterbach direkt nach Kalkreuth (also Großenhain weglassen): 73 km
– Nur bis Großenhain und dort zum sog. Cottbuser Bahnhof: 55 km
Zur Karte:
Sie enthält
1) einen kleinen Schlenker in Radeburg zum Rathaus und zur Kirche,
2) einen Mini-Abstecher in Berbisdorf zum Schloss,
3) einen Umweg zum Großteich von Moritzburg, der dann in den Schlosspark führt,
4) einen Mini-Abstecher zum Leuchtturm,
5) in Großenhain eine Runde ins Zentrum und zum Kulturschloss,
6) in Schönfeld eine Stippvisite zum Schloss und in den Park – Anmerkung: Der Weg in den Schlosspark ist etwas hoppelig, also falls du nicht super-sicher auf dem Rad bist: Park weglassen oder Rad schieben.
Wichtige Anmerkung: Zwischen Blochwitz und Großkmehlen gibt es ein recht starkes Gefälle, und der Asphalt des Weges ist etwas schadhaft – bitte hier vorsichtig radeln!
Meine BITTE AN DICH: Ich habe diese Tour und die Navi-Daten für meine Webseite entwickelt, nicht für andere Radtouren-Webseiten; bitte stelle es dort auf „privat“!
© Beatrice Poschenrieder