Wind: Gegenwind, Seitenwind, Rückenwind
Jeder, der mal eine längere Strecke gegen starken Wind radeln musste, weiß, wie fies das ist: Man müht sich fürchterlich ab und kommt doch kaum vorwärts. Und gerade für Menschen, die nicht so viel Kraft haben, kann das so abtörnend sein, dass es einem die Lust aufs Radeln vermiest. Selbst ich würde diese Leidenschaft komplett hinschmeißen, wenn ich bei fast jeder Tour gezwungen wäre, einen beträchtlichen Teil davon mit Gegenwind zu kämpfen. Ich ackere und kämpfe im Arbeitsleben schon genug, das muss ich nicht in meiner Freizeit auch noch haben! *
Hingegen Radfahren auf ebener, glatter Strecke mit Rückenwind und einem leichtgängigen, gut gewarteten Bike: Das ist fast wie Fliegen. Und nicht nur das: Je nachdem, wie deutlich dein Rückenwind ist (etwa genau von hinten statt von schräg-hinten), wirst du erstaunt sein, wie viel mehr Strecke du machen kannst.
Ich weiß noch genau, wie ich vor ein paar Jahren, als ich gerade anfing mit meinem Rückenwind-System, mal die Elbe-Havel-Route Wittenberge – Havelberg – Rathenow auf dem Plan hatte; inklusive ein paar Schlenkern so 93 km. Ich wählte dafür einen Tag mit dem perfekten Wind, nämlich Nordwestwind; an dem Tag hatte es satte vier Beaufort (= Windstärken), und ich war dann bass überrascht, wie schnell ich in Rathenow war! Nämlich mitten am Nachmittag, obwohl ich erst um elf in Wittenberge gestartet war und um halbzwei eine ausführliche Esspause abgehalten hatte. Ich war noch so fit, dass ich beschloss, bis zur Stadt Brandenburg zu radeln – weitere 50 km. Da ich diese letzte Etappe eher gemütlich gestaltete mit einigen Päuschen, war ich am Ende weder besonders müde noch hatte ich irgendwelche Muskelschmerzen – obwohl ich 140 km geschafft hatte! (Für einen trainierten Rennradler mag das nichts Besonderes zu sein, aber ich trainiere ja nie gezielt und fahre auch kein Rennrad. Mein Rad auf dieser Tour war ein normales Trekkingbike, das zu dem Zeitpunkt schon 9 Jahre alt war und 75.000 km runter hatte).
Übrigens: Ich rate ab von Radtouren bei zu starkem Wind! Da es praktisch unmöglich ist, eine Brandenburg-Radroute zu entwerfen, die nur reinen Rückenwind hat, sind immer auch kleine Stücke dazwischen mit Seitenwind. Für mich ist bei 6-7 Beaufort Schluss, denn meist hat es bei 6 Bft zwischendurch auch Böen von 7-8 Bft – und dann wird es gefährlich, denn solche Böen von der Seite können ein Leichtgewicht wie mich auf dem superleichten Fahrrad, das ich habe, schon mal umwerfen oder ins Schlingern bringen – keine gute Sache für Mitradler oder im Straßenverkehr!
Jetzt noch eine Special-Info zum Thema Wind…
Hier findest du zum Beispiel eine Windskala, auf der beschrieben wird, welche Windstärke was bedeutet:
https://www.interfahnen.com/support/beaufort-skala/
Dort kannst du z.B. sehen, was 4 Bft (eine in Brandenburg sehr häufige Windstärke) umgerechnet in km/h sind: 20 – 28 km/h. Wenn du dir nun vergegenwärtigst, dass das durchschnittliche Tempo eines flotten Radfahrers auf geteerter Strecke ungefähr 19 – 25 km/h beträgt, dann kannst du dir vielleicht vorstellen, wie stark bereits diese mäßige Windgeschwindigkeit dich ausbremst!
Fast den selben Bremseffekt hat Wind von schräg vorne, z.B. der hier sehr verbreitete Südwestwind, während deine Strecke west- oder südwärts führt.
Und wie andernorts erwähnt, kann auch Seitenwind ziemlich hinderlich sein, wenn er eine bestimmte Stärke erreicht oder wenn du ihm auf freier Ebene über zig Kilometer hinweg ausgesetzt bist.
* Und natürlich ist Gegenwind auch in anderer Hinsicht unangenehm: Kälte / Frieren, Staub oder andere Partikel, die durch die Luft fliegen, tränende Augen, deutlich erhöhter Kontakt mit Insekten. All das hast du nicht oder deutlich weniger mit Wind von hinten!
Und hier kommst du zu den Radtouren mit Rückenwind!
© Beatrice Poschenrieder