Radtour 111: Ab Altranft über die neue Europabrücke nach Polen via Moryn und Küstrin

Von Schloss Altranft zur Oderbrücke Neurüdnitz-Siekierki und dann durch Polen auf neuen und alten Wegen nach Kostrzyn (Küstrin) zur Festung

Europabrücke Neurüdnitz-Siekierki, Detailaufnahme der Eisenkonstruktion, Foto vom Westen her
Ist sie nicht bildschön, die neue alte Brücke?

Super bei Wenig Wind / Windstille, ganz gut bei Nordwestwind, Gesamtlänge: 80 km

Nahe der Hauptattraktion dieser Radtour, der Brücke mit den Zungenbrecher-Namen „Europabrücke Neurüdnitz-Siekierki“ (auch „Oderbrücke Bienenwerder“), gibt es leider keinen Bahnhof. Die Bahnhöfe, die auf deutscher Seite am nächsten dran liegen, sind Altranft und Wriezen. Ich habe ersteren gewählt, weil ich die Strecke von Wriezen schon in einer anderen Route drin hab (Radtour 1), weil Altranft bei Nordwestwind besser ist und weil es ein Schloss hat. Das steuern wir als erstes an…

Im Herrenhaus bzw. Schloss ist das "Oderbruch-Museum Altranft, Werkstatt für ländliche Kultur"
Im Herrenhaus bzw. Schloss ist heute das „Oderbruch-Museum Altranft, Werkstatt für ländliche Kultur“

…und radeln dann durchs Oderbruch…

Landschaft zwischen Neureetz und Neuküstrinchen
Landschaft zwischen Neureetz und Neuküstrinchen

…zu der Brücke. So viele Jahre haben etliche Radler (auch ich) drauf gewartet, dass sie endlich wieder auf hat – und das Warten hat sich gelohnt! Es wurde nicht einfach nur die Brücke saniert, sondern es wurde noch viel mehr gemacht, man könnte fast sagen: Ein Gesamtkunstwerk. Die Oderbrücke sieht wieder top aus, sie ist nur für Radfahrer und Fußgänger passierbar, die Oberfläche, auf der man radelt, ist super, es gibt mehrere Aussichtsplateaus (z.B. eins gleich vor der Brücke, siehe erstes Foto unten), einen Aussichtsturm, viele Sitzgelegenheiten (teils mit Tischen), Fahrradständer und bebilderte Tafeln, die u.a. die Geschichte des Bauwerks erzählen.

Europabrücke / Oderbrücke Neurüdnitz-Siekierki, Foto von der Westseite
Links eine Terrasse Richtung Oder, rechts Fahrradständer: Alles vom Feinsten an der neuen Luxusbrücke für Radler und Fußgänger
Europabrücke Neurüdnitz-Siekierki, Nische mit Infotafeln, Aussichtsplattform, Tischen und Bänken
Das hier ist eine Art „Nische“ zwischen den beiden Brücken, mit Infotafeln, Aussichtsplattform, Tischen und Bänken
Europabrücke Neurüdnitz-Siekierki, Aussichtsturm; Foto vom Westen her
Zu Beginn der zweiten Brücke (auf polnischem Gebiet) gibt es diesen Aussichtsturm
Foto vom Aussichtsturm der Europabrücke Neurüdnitz-Siekierki Richtung Westen (Oder und deutsche Seite)
Blick vom Aussichtsturm Richtung Westen (also zur Oder und zur deutschen Seite)
Oderbrücke Neurüdnitz-Siekierki, Foto vom Aussichtsturm Richtung Ost (Polen, Sumpf)
…und hier ein Blick Richtung Osten. Links ist andeutungsweise der See zu sehen, über den die zweite Brücke geht
Europabrücke Neurüdnitz-Siekierki, Tisch und Infotafel
Entlang der Trasse gibt es viele solche Infotafel-Tisch-Bank-Kombinationen. Die Tafeln vorn illustrieren mittels Fotos und Text den Werdegang der Brücke bis heute; auf der Tischplatte werden die Tiere des umgebenden Naturschutzgebietes vorgestellt
Neuer Radweg / Radwanderweg ab der Europabrücke nach Polen auf stillgelegter Bahntrasse
Dort, wo die Trasse der beiden Brücken endet, beginnt eine wunderbare, sehr lange Radstraße…
Radstraße/ Radweg ab Europabrücke / Oderbrücke Bienenwerder nach Polen, Wald
…und gleich tauchen wir in diesen Wald ein
Ehemaliger Bahnhof Zelichow am Radweg Polen
Direkt am Radweg liegt dieses Haus mit dem einladenden Garten: der ehemalige Bahnhof Klepizc

Weiters war ich überrascht zu entdecken, dass es nach einer Trasse über wildes grünes Sumpfland noch eine zweite Brücke gibt (sie geht über einen See) und es dann praktisch nahtlos in einen ganz wundervollen Radwanderweg übergeht: Auf der ehemaligen Bahntrasse. Daher ist das eine herrliche Radstraße, die mit sanften Kurven und sanftem Auf und Ab in eine nicht gerade sanfte Gegend eingebettet ist. Zuerst ist es über fünf Kilometer ein schöner Mischwald, durchzogen von Hügeln (die wir zum Glück nicht erklimmen müssen), dann folgt eine offene, leicht hügelige Landschaft, die einen gewissen rauhen Charme hat – ich find´s klasse!

Foto vom Radweg aus, Kirche des Dorfes Stare Objezierze
Vom Radweg aus kann man die Kirche des Dorfes Stare Objezierze sehen

Bei km 30 biege ich ab Richtung Moryn; man könnte noch ca. 20 km auf der tollen Radstraße bleiben, aber das zeige ich euch in einer anderen Radtour; für diese hier mit dem Endziel Küstrin wäre das arg weit.
Wir machen also eine Schleife über das polnische Dorf Przyjezierze (deutsch: Butterfelde)…

Dorfkirche von Przyjezierze (Butterfelde), Polen; Marienverehrung
Die Kirche von Przyjezierze (Butterfelde) zeigt die in Polen verbreitete Marienverehrung: Eine Maria steht davor und eine ist oben im Fenster

…und erreichen rasch Moryn (deutsch: Mohrin), ein ruhiges kleines Städtchen mit einer schönen alten Kirche, ein bisschen Gastronomie und einer Eisdiele (die nur so mittel ist). Es liegt am Mohriner See; leider hab ich vom Zentrum aus keinen Zugang zum Wasser gefunden (trage ich evtl nach, wenn ich die Tour nochmal radle), sondern nur einen etwas südlich davon – man kann dort auch baden.

Ortseingang von Moryn: alte Stadtmauer und Schautafeln
Am Ortseingang von Moryn gibt´s eine alte Stadtmauer und neue Schautafeln
Moryn (Mohrin) Zentrum: Marktplatz und Kirche
Moryn (Mohrin): Marktplatz und Kirche. Bei dem hellgelben Haus links blättert nicht der Putz ab, sondern das sind Reliefs
Boots- und Badestelle in Moryn am Mohriner See
Boots- und Badestelle in Moryn am Mohriner See

Danach geht´s schnurgerade auf einer Landstraße Richtung Mieszkowice (deutsch Bärwalde) – meine Route führt westlich dran vorbei, aber du kannst natürlich einen Abstecher in dieses Städtchen machen, es ist nicht groß. Ich indes führe dich in die polnische Pampa – eine fast menschenleere Gegend mit winzigen Dörfern, viel Landschaft und viel Wald.

Landstraße von Moryn Richtung Mieszkowice
Unsere ruhige Landstraße von Moryn Richtung Mieszkowice
Landschaft bei Kurzycko (Vogtsdorf) nahe Mieszkowice
Landschaft bei Kurzycko (Vogtsdorf) südlich von Mieszkowice
Im Mini-Dorf Kurzycko: Vernachlässigtes Haus (bewohnt) und geflickte Straße
Leider häufig auf dem polnischen Land: Vernachlässigte Häuser (bewohnt) und geflickte Straßen – hier im Mini-Dorf Kurzycko
Dorfkirche von Kurzycko bei Mieszkowice (Bärwalde)
Hingegen die Kirchen sind meist gepflegt! Hier die Dorfkirche von Kurzycko (Vogtsdorf)
Vor der Dorfkirche von Klosow (Klossow): Heiligenfigur
Nur 500 m weiter kommt die nächste hübsche Kirche im Dorf Klosow. Davor steht die typische Heiligenfigur (in dem Fall keine Maria, sondern ein androgyner Jesus)

Ab dem Dorf Klosow (deutsch Klossow) befinden wir uns auf einem polnischen Radwanderweg namens GOZO – das steht für „Grüne Oder / Zielona Odra“ – fast bis Küstrin.

Landschaft bei Klosow (Klossow) nahe Bärwalde
Weite Felder bei Klosow (deutsch: Klossow)

Zum Teil ist der Weg nicht asphaltiert, aber bis auf ein paar kurze Stückchen radelt es sich ganz gut.

GOZO-Radwanderweg südlich von Klosow / Klossow
Der GOZO-Radweg südlich von Klossow
GOZO-Radwanderweg bei Namyslin (= Neumühl)
…und hier bei Namyslin (= Neumühl)

Ein paar Kilometer vor Küstrin wird der GOZO-Radwanderweg sehr holperig; das umgehe ich, indem ich auf die Landstraße ausweiche, das ist gleich weit und sehr gut radelbar. Ein bisschen stressig wird´s nur auf den 2 Kilometern direkt durch die belebte Innenstadt (ich spreche immer noch vom polnischen Kostrzyn, nicht vom deutschen Küstrin-Kiez), aber wenn man´s nicht eilig hat und auf dem Bürgersteig bleibt, ist das Stück kein Problem.
Ab der ersten Brücke ist´s wieder schön. Das ist nicht die Oder, sondern die Warthe (polnisch Warta).

Foto von der Brücke über die Warte in Küstrin (Kostrzyn)
In Küstrin (Kostrzyn): Auf der Brücke über die Warte

Die Oder kommt erst 2 km weiter westlich, und wir erkunden nun das Stück dazwischen. Da ist nämlich ein weiteres Highlight dieser Tour: die Festungsanlagen (auch „Festung Küstrin“ genannt). Wir radeln sozusagen von hinten rein, so ersparen wir uns ein scheußliches Stück auf der Hauptstraße Richtung Oderbrücke.
Diese interessante Anlage wurde viele Jahrzehnte lang vernachlässigt und z.T. sogar zerstört; zum Glück wird sie seit den Neunzigern Stück für Stück wieder aufgebaut bzw. restauriert und bietet bereits jetzt viel zum Schauen – hier nur ein paar Impressionen von dem großen Gelände:

Küstrin Festungsanlage, Eingang Ostseite
Küstrin Festungsanlage, Eingang Ost
Küstrin Festung Osteingang innen, Foto vom Westen her
…und das ist der Osteingang von innen
Festung Küstrin, Schlossruine
Leider ist vom ehemaligen Schloss nur noch wenig erhalten
Festung Küstrin, Blick vom Westen her auf "Bastion König" und den Festungsgraben
Außerhalb der Festung Küstrin, Blick vom Westen her auf einen Teil der Anlage, der „Bastion König“ heißt, und auf ein Stück vom Festungsgraben
Foto von der Oderbrücke aus: Festung Küstrin, Bastion König
Blick von der Oderbrücke auf die Bastion König
Festung Küstrin von außen, Oder und Oderbrücke
Und hier das Ganze noch von weiter weg – mitsamt Oder

Nach der Festung und der Überquerung der Oderbrücke haben wir nur noch 2 km bis zum Bahnhof Küstrin-Kiez.

Grobe Streckenführung:
Bahnhof Altranft – Schloss Altranft – Zuckerfabrik – Neureetz – Neurüdnitz – Europabrücke – in Polen neue Radstraße auf alter Bahntrasse bis Przyjezierze – Moryn – Westrand von Mieszkowice – Kurzycko – Klosow – GOZO-Radweg – Namyslyn – Kalensko – Osiedle Drzewice – Kostrzyn – Festungsanlage – Bhf Küstrin-Kiez

Zur Karte:
Sie enthält
1) einen Mini-Umweg in Altranft in den Schlosspark
2) einen Schlenker ins Dorf Butterfelde
3) in Moryn einen kleinen Bogen durch die Innenstadt und zu einer Badestelle
4) in Küstrin eine Route längs durch die Festungsanlagen.

Download file: Rt111_Altranft_Neuruednitz_Polen_Moryn_Kuestrin.gpx

Hier die GPX-Datei und ein Hinweis: Ich habe diese Route für meine Webseite erstellt, nicht für Komoot & Co – bitte mach sie dort nicht öffentlich.

© Beatrice Poschenrieder

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