JETZT MIT FORT GORGAST! Radtour 66: Oderbruch-Extreme-Tour Eberswalde – Letschin – Küstrin

Foto vom Oderradweg aus: Überschwemmung und Hochwasser der Oder im Oderbruch
So muss es früher im Oderbruch vielerorts ausgesehen haben – heute nur nahe der Oder bei Hochwasser

Früher war das Oderbruch ein sumpfiges Binnendelta. Seit der Trockenlegung ist es besiedelt, doch die Landschaft hat einen urwüchsigen Reiz

Sehr gut bei Nordwest-Wind, Gesamtlänge: 86,5 km
Strecke abkürzen:
Erst ab Bahnhof Niederfinow: 75 km. Erst ab Bhf Bad Freienwalde: 63,5 km
Nur bis Bhf Letschin: 62 km; erst ab Bhf Letschin: 26,5 km

Das Wort “Oderbruch” kommt nicht etwa von einem Bruch (wie einer Bruchkante), sondern vom Mittelhochdeutschen Wort für Sumpf: Bruoch. Ganz früher war´s tatsächlich eine Art Sumpf: Der Landstreifen lag tiefer als die umliegenden Gebiete, wurde von etlichen mäandernden Nebenarmen der Oder durchzogen und “gewässert” und natürlich auch häufig überschwemmt. Ab 1735 begann unter König Friedrich II eine systematische Trockenlegung, wodurch das Gebiet nutzbar und besiedelbar wurde.
Wie schon auf der Seite “Märkisch Oderland” beschrieben, zieht sich das Oderbruch wie ein schräges Band knapp 60 km von Nordwest nach Südost, und zwar auf der deutschen Seite* ungefähr von Hohenfinow bis nach Küstrin entlang der Oder und 12 – 20 km ins Landesinnere hinein. Das Stück Oderbruch, das direkt an der Oder liegt, findest du in Radtour 10, und weitere Teile davon in Radtour 1. Jedoch diese Route hier läuft mittig durch dieses schräge Band. Das heißt, hier radelst du mitten durchs Oderbruch und kannst seine Landschaft und seine Orte hautnah erleben (deswegen hab ich diese Tour hier “Oderbruch Extreme” genannt).
* Das Oderbruch ragt nämlich auch ein Stück weit nach Polen hinüber.

Wir starten in Eberswalde, steuern dort auf dem direktesten Weg den Finowkanal an und radeln ihn ein sehr hübsches Stück entlang (der sog. Treidelweg – Infos dazu in Radtour 98!)…

Foto vom Radweg aus: Treidelweg am Finowkanal östlich von Eberswalde nahe Stecherschleuse
Immer wieder wundervoll: Der Radweg am Finowkanal, hier westlich der Stecherschleuse

In Niederfinow überqueren wir den Finowkanal eine alte Klappbrücke (teils wird sie auch als Zugbrücke bezeichnet)…

Foto von Zugbrücke / Klappbrücke aus, Finowkanal in Niederfinow
Von der Brücke in Niederfinow kann man schön auf den Ort und den Finowkanal schauen

…und wenn man Glück hat, kann man den Wärter und seine Brücke in Aktion sehen.

Klappbrücke bzw. Zugbrücke Niederfinow, runtergelassen
Hier ist die Zugbrücke noch unten
Zugbrücke bzw Klappbrücke in Niederfinow, hochgeklappt, Durchfahrt Boot
…jetzt oben

Wir sind jetzt bereits im Nieder-Oderbruch und durchqueren es zwischen Falkenberg und Wendtshof – eine einsame, überaus reizvolle Landschaft.

Landschaft bei Falkenberg im Oderbruch, Landkreis Märkisch Oderland, Foto vom Radweg aus
Das Oderbruch bei Niederfinow ist morgens im Dunst oft besonders zauberhaft
Oderbruch-Landschaft zwischen Hohenfinow und Falkenberg, Foto von der Landstraße aus
Typische Oderbruch-Landschaft zwischen Hohenfinow und Falkenberg
Landschaft bei Falkenberg (Mark) im Oderbruch, Landkreis Märkisch Oderland
Landschaft bei Falkenberg (Mark)
Landschaft bei Falkenberg (Mark) Richtung Bad Freienwalde
Östlich von Falkenberg kann man von der Landstraße aus die Schiffshebewerke sehen

Und dann geht es im Zickzack-Kurs durch Wiesen und Felder von Dorf zu Dorf – im Oderbruch gibt´s nämlich kein bisschen Wald, es hat also wenig Schatten und ist daher eine super Strecke für kühle Tage.

Landschaft bei Neureetz (Oderbruch, Märkisch Oderland)
Landschaft bei Neureetz
Dorfkirche Altreetz, Gemeinde Oderaue, Foto von der Straße aus
Das Dorf Altreetz gehört zu einer Gemeinde mit dem wohlklingenden Namen Oderaue
Radweg zwischen Altreetz und Wustrow, Oderbruch
Unser Radweg zwischen Altreetz und Wustrow
Foto vom Radweg aus: Fachwerkhaus in Neulewin (Oderbruch, Märkisch Oderland)
In Neulewin hat´s viele schöne Fachwerkhäuser
Foto vom Theodor-Fontane-Radweg aus: Bockwindmühle in Wilhelmsaue
Die Bockwindmühle in Wilhelmsaue, erbaut 1880, ist noch voll funktionstüchtig
Landschaft bei Wilhelmsaue zwischen Neubarnim und Zechin
Die Landschaft zwischen Neubarnim und Zechin: Weite, Wiesen und Felder
Schinkelturm im Zentrum von Letschin (Märkisch Oderland)
Letschin: Von der ehemaligen Kirche, die im 2. Weltkrieg zerstört wurde, steht nur noch der Turm; da die ehemalige Kirche von K.F. Schinkel konstuiert wurde, heißt er Schinkelturm
Oderbruchbahn-Radweg bei Friedrichsaue (Gemeinde Zechin, Landkreis Märkisch-Oderland), Foto Richtung einer Brücke
Der Oderbruchbahn-Radweg bei Friedrichsaue

Ein kleines Highlight kommt 5 km vor Ende der Tour: Fort Gorgast. Erbaut 1883 – 1889, sollte es ein Außenfort der Festung Küstrin werden, um das Westufer der Oder zu kontrollieren und als Rückzugsort für Truppen. Die Anlage mit mehreren Gebäuden war (und ist noch immer) von einem Wassergraben umgeben. Zusammen mit der Gemeinde Küstriner Vorland kümmert sich seit 1999 der “Verein Fort Gorgast” um das Denkmal; der betreibt auch die zugehörige Webseite (mit Infos und Öffnungszeiten): fort-gorgast.de. Man kann die Anlage entweder auf eigene Faust anschauen oder mit Führung oder bei einer der Veranstaltungen (Kunstmarkt, Open-Air-Festival, Weihnachtsmarkt u.a.). Liebenswürdigerweise hat mir der Verein diese Bilder zur Verfügung gestellt:

Fort Gorgast von oben, Luftaufnahme mit dem Graben
Fort Gorgast von oben: Hier sind die Form der Anlage und der breite Wassergraben drumherum gut zu erkennen
Fort Gorgast (Küstriner Vorland): Foto von außen, Torhaus
Blick von außen auf das sog. Torhaus mit dem Eingang
Fort Gorgast, Außenseite bei Nacht, Torhaus
So sieht es nachts aus
Fort Gorgast, Foto durchs Tor in den Innenbereich
…und hier ein Blick in den Innenbereich des Forts

Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass es sich anbietet, in Letschin eine Verpflegungspause zu machen, denn im Zielort Küstrin-Kiez gibt es weder Lokale noch einen Lebensmittel-Laden oder Supermarkt, aber zumindest eine Bäckerei (Oderbruchstr. 9, geöffnet Mo – Sa 6.30 bis 12 Uhr, Di/Do/Fr 15 – 17 Uhr; Kuchen ist meist schon vormittags alle, also wenn du am Ende deiner Tour noch welchen haben willst, ruf einen Tag vorher an: 033479/239).
Direkt am Bahnhof hat es ein Café, in dem man Getränke, Kuchen und einen Imbiss bekommt, wenn auch bislang nur samstags und sonntags von 10 bis 16 Uhr, da es ein ehrenamtliches Projekt ist. 3 km weiter gibt es zwar am Oderradweg einen Biergarten in Kuhbrücke; aber gerade am Ende einer Radtour, wenn man den Bahnhof Küstrin Kiez erreicht und feststellt, dass man zum Beispiel 55 Minuten auf den Zug warten muss (er verkehrt nur einmal pro Stunde), ist es natürlich toll, direkt dort die Möglichkeit zur Einkehr zu haben.

Ehrenamtliche Betreiberin vor dem Café im Bahnhof Küstrin-Kiez
Diese reizende Lady schmeißt ab und zu das Café im Bahnhof Küstrin-Kiez
Foto vom Oderradweg aus: Biergarten Kuhbrücke
Für den Fall, dass du noch zünftig einkehren willst: Der nette Biergarten von Kuhbrücke ist 3,5 km vom Bahnhof entfernt

Grobe Streckenführung:
Hauptbahnhof Eberswalde – Bergerstraße – Oder-Havel-Radweg / Treidelweg am Finowkanal entlang via Ragöser Schleuse und Stecherschleuse nach Niederfinow – Falkenberg (Mark) – Wendtshof – Lindekes Loos – Zuckerfabrik – Neureetz – Altreetz – Altwustrow – Karlshof – Neulewin – Neubarnim – Klein Neuendorf – Wilhelmsaue – Letschin – Zechin – Friedrichsaue – Golzow – Gorgast – Manschnow – Bahnhof Küstrin-Kiez

Zur Karte:
1) Zum Zeitpunkt meiner Aufzeichnung gibt/gab es mitten in Altreetz eine Baustelle; zu Beginn der Baustelle musste ich ein bisschen drumherum, dann ließen mich die Bauarbeiter freundlich durch. Normalerweise kannst du in Altreetz geradeaus durchfahren.
2) In Letschin gibt es einen kleinen Schlenker durch den Ort und den Fontane-Park.
3) In Gorgast macht die Route einen Abstecher zum Fort.

Download file: Rt66_Oderbruch_Eberswalde_Letschin_Gorgast_Kuestrin_Kiez.gpx
Hier die GPX-Datei und eine Bitte: Ich hab in die Entwicklung dieser Route viel Zeit und auch Geld gesteckt, bitte veröffentliche die Navi-Daten nach deiner Tour nicht irgendwo (z.B. auf Komoot bitte auf “nur für mich sichtbar” stellen!).

© Beatrice Poschenrieder

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