Radtour 126: Prignitz-Kultur-Rundkurs ab Heiligengrabe via Freyenstein, Meyenburg, Putlitz, Pritzwalk
Tolle Rundtour: vier Schlösser, Burg, Kloster-Anlage, Ausgrabungsstätte, die Stadt Pritzwalk mit der Museumsfabrik und viel Prignitz-Landschaft
Am besten bei wenig Wind / Windstille; Gesamtlänge: 89,5 km
Strecke abkürzen: Nur bis Bhf Pritzwalk: 76 km; nur bis Bhf Meyenburg (inkl. Schloss): 33 km; erst ab Bhf Meyenburg: 59,5 km; nur bis Bhf Groß Pankow (3,5 km von Wolfshagen entfernt): 65,5 km
Vom Bahnhof Heiligengrabe radeln wir schnurstracks zur ersten Sehenswürdigkeit: Das „Kloster Stift zum Heiligengrabe“ ist eine sehr große Anlage mit Kirche, Kapelle, Hauptgebäude und etlichen Nebengebäuden – schöne alte Bauwerke, die gut in Schuss gehalten werden. Gegründet wurde es um 1287; im 16. Jahrhundert gab es Bestrebungen, das Kloster zu einem Wallfahrtsort zu machen wie das nicht weit entfernte Bad Wilsnack (Infos dazu in Radtour 117), und zwar mittels einer an den Haaren herbeigezogenen Legende über eine durch einen Juden geschändeten Hostie – was aber nicht besonders gut funktionierte.
Nach dem Kloster radeln wir auf dem selben Weg wieder Richtung Bahnhof und von dort weiter Richtung Norden durch die grüne ruhige Landschaft der Prignitz und ein paar sehr kleine Orte…
Nun kommt unser zweites Highlight: Freyenstein, das gleich über zwei Sehenswürdigkeiten verfügt.
Interessant ist, dass es vor 1287 mal ein anderes Freyenstein gab, dies wurde aber durch Kriegsgeschehen mehrfach zerstört; die Bewohner bauten auf Geheiß der damals regierenden Fürsten ein neues Freyenstein auf – am heutigen Standort. Der frühere Ort befand sich auf einem Gelände südwestlich an der Stadtgrenze und ist jetzt nicht nur eine sog. „Stadtwüstung“, sondern seit 2007 auch der „Archäologische Park Freyenstein“, nachdem durch jahrelange Ausgrabungen viele Reste einer mittelalterlichen Stadtanlage zum Vorschein kamen. Es zählt heute „zu den bedeutendsten archäologischen Bodendenkmälern Deutschlands“, so die Webseite Freyenstein.de.
Als nächstes besuchen wir Burg Freyenstein. Die Anlage wird meist so genannt, weil da ganz früher mal eine Burg war, aber eigentlich müsste es „Schlösser Freyenstein“ heißen – auf die Reste der Burg baute man 1556 ein Schloss – und ein Jahrhundert später noch eins.
Danach durchqueren wir Freyenstein, das mal als Stadt galt, aber unter 1000 Einwohner hat – heute ist es ein Ortsteil von Wittstock.
Nun radeln wir auf direktem Wege über eine meist recht ruhige Landstraße zum dritten Highlight…
Um in Meyenburg zu dem prachtvollen Herrenhaus, das gemeinhin Schloss genannt wird, zu gelangen, fahren wir erst mal durch den zugehörigen Park. Von weitem sieht es (siehe Foto ganz oben) fast noch schöner aus wie von nahem:
Früher war es Wohnsitz der Adelsfamilie derer von Rohr, heute enthält es ein Modemuseum, das Schlossmuseum und eine Bibliothek.
Meyenburg ist eine sog. „Landstadt“, also eine Stadt mit weniger als 5000 Einwohnern – in dem Fall um 2000. Demgemäß gibt es außer dem Schloss nicht allzu viel und wir machen uns auf zur nächsten Station…
Die kleine Stadt Putlitz (knapp 2600 Einwohner) ist eine der ältesten Städte in der Prignitz; die Burg, von der es leider nur noch Reste gibt, entstand vermutlich um 950; damals war Putlitz natürlich noch keine Stadt, sondern nur eine winzige Siedlung neben der Burg. Der einzige Teil der Anlage, der noch gut dasteht, ist der Burgturm (Bergfried), der erst später gebaut (um 1215) und dann 1890 restauriert wurde. Das Ganze befindet sich auf einem Hügel, der früher von einem Wassergraben umgeben war – es war also eine Wasserburg. Man kann auf den Hügel hochsteigen, hochradeln dürfte eher schwierig sein, Rad schieben geht – und ich finde, es lohnt sich:
Putlitz bietet auch Gastronomie und eine Eisdiele, also wenn du magst, mach hier Pause. Weiter geht es hiermit:
Nun erreichen wir den kleinen Ort Wolfshagen, der ebenfalls ein Schloss aufweisen kann – wobei es genaugenommen eher ein großes Gutshaus oder Herrenhaus ist, aber auch hier hat sich eher der Begriff „Schloss Wolfshagen“ eingebürgert. Es war ein weiterer Wohnsitz der Familie „Gans, Edle Herren zu Putlitz“, eigentlich von bürgerlicher Herkunft, aber aufgrund von Tüchtigkeit, großem Selbstbewusstsein und Durchsetzungswillen zu sehr viel Besitz und dem (eher selten verliehenen) Titel der Edlen Herren waren sie über Jahrhunderte hinweg die einflussreichste Familie in der Prignitz.
Von Wolfshagen zur größten Stadt in dieser Fahrradtour, Pritzwalk (immerhin fast 12.000 Einwohner), sind es nur 10 km; unterwegs durchqueren wir ein Dorf mit dem lustigen Namen Kuhbier:
In Pritzwalk radeln wir gleich mitten hinein. Bei der Gründung vor 850 oder 900 Jahren hatten ebenfalls die Edlen Herrn Gans ihre Finger im Spiel. Im Mittelalter entwickelte sich die Stadt zu einem florierenden und wichtigen Handelspunkt; in diesem Zusammenhang ist vermutlich der Bau der Kirche zu sehen, die zuerst dem heiligen Nikolaus gewidmet wurde; die Deutsche Hanse und die ihr angeschlossenen Städte hatten ihn zu ihrem Schutzheiligen erkoren, und so waren es auch oft wohlhabende Händler, die den Anstoß zur Errichtung von Kirchen gaben (was im Umkehrschluss wohl bedeutet, dass für Städte und Orte mit Nikolaus- und Nicolai-Kirchen irgendwann mal der Handel eine große Rolle spielte). Erst später wurde noch die Gottesmutter Maria in den Namen der Pritzwalker Kirche aufgenommen.
Direkt neben der Nikolaikirche befindet sich der Marktplatz mit Rathaus, Stadtbrunnen und Gastronomie:
Nun radeln wir eine kleine Schleife durch die Innenstadt, um zu einem sehr schönen Radweg am Flüsschen Dömnitz zu gelangen:
Der feine Uferweg führt uns direktemang zur letzten Sehenswürdigkeit dieser Prignitz-Tour, nämlich der Museumsfabrik; dieser Teil der Pritzwalker Museen wurde so genannt, weil er im Gebäude einer ehemaligen Tuchfabrik untergebracht ist. Hierzu die Webseite:
„Unsere neue Dauerausstellung widmet sich den Veränderungen, welche die Prignitz seit dem 19. Jahrhundert unter dem Einfluss der Industrialisierung erfasst haben. Wir zeigen die Zusammenhänge zwischen Fabrik, Menschen und Umwelt zwischen Kleinstadt in der Prignitz und dem weltweiten Handel.“
Nach Pritzwalk haben wir noch 11 km zum Zielbahnhof Heiligengrabe, und zwar auf einer bezaubernden Strecke: Ruhige Sträßchen durch grüne Landschaft und nette Dörfer…
Grobe Streckenführung:
Bahnhof Heiligengrabe – Kloster-Anlage Heiligengrabe – Maulbeerwalde – Blesendorf – Ackerfelde – Niemerlang – Freyenstein – Meyenburg – Frehne – Putlitz – Mansfeld – Helle – Wolfshagen – Horst – Kuhbier – Pritzwalk – Beveringen – Alt Krüssow – Wilmersdorf – Bhf Heiligengrabe
Zur Karte:
Sie enthält je einen Abstecher
1) in Heiligengrabe zum Kloster
2) in Freyenstein zum Archäologischen Park und zur „Burg“ (= Altes und Neues Schloss)
3) in Meyenburg durch den Schlosspark zum Schloss
4) in Putlitz zur Burgruine und zum Bergfried
5) in Wolfshagen zum Schloss
6) in Pritzwalk ins Zentrum und zur Museumsfabrik.
Große Bitte: Ich habe diese Route nicht in mühevoller Kleinarbeit entwickelt, damit sie dann auf anderen Radtouren-Webseiten landet – bitte stell sie dort nicht auf öffentlich!
© Beatrice Poschenrieder