Radtour 126: Prignitz-Kultur-Rundkurs ab Heiligengrabe via Freyenstein, Meyenburg, Putlitz, Pritzwalk

Foto vom Park aus: Schloss Meyenburg von weitem, Vorderseite
Schloss Meyenburg

Tolle Rundtour: vier Schlösser, Burg, Kloster-Anlage, Ausgrabungsstätte, die Stadt Pritzwalk mit der Museumsfabrik und viel Prignitz-Landschaft

Am besten bei wenig Wind / Windstille; Gesamtlänge: 89,5 km
Strecke abkürzen: Nur bis Bhf Pritzwalk: 76 km; nur bis Bhf Meyenburg (inkl. Schloss): 33 km; erst ab Bhf Meyenburg: 59,5 km; nur bis Bhf Groß Pankow (3,5 km von Wolfshagen entfernt): 65,5 km

Vom Bahnhof Heiligengrabe radeln wir schnurstracks zur ersten Sehenswürdigkeit: Das „Kloster Stift zum Heiligengrabe“ ist eine sehr große Anlage mit Kirche, Kapelle, Hauptgebäude und etlichen Nebengebäuden – schöne alte Bauwerke, die gut in Schuss gehalten werden. Gegründet wurde es um 1287; im 16. Jahrhundert gab es Bestrebungen, das Kloster zu einem Wallfahrtsort zu machen wie das nicht weit entfernte Bad Wilsnack (Infos dazu in Radtour 117), und zwar mittels einer an den Haaren herbeigezogenen Legende über eine durch einen Juden geschändeten Hostie – was aber nicht besonders gut funktionierte.

Kloster Stift zum Heiligengrabe, Nebengebäude
Das Kloster Stift zum Heiligengrabe wirkt auf den ersten Blick wie ein hübsches uraltes Dorf
Kloster Stift zum Heiligengrabe, Hauptgebäude mit Westflügel und Kirche
Das ist das eigentliche Kloster mit der Klausur; rechts am Gebäude ist die Stiftskirche, ganz rechts hinter den Bäumen die Kapelle
Kloster Stift Heiligengrabe, Kirche, Eingang
Die Kirche hat einen wunderschönen Eingang und ist auch innen sehenswert
Kloster Stift zum Heiligengrabe, Blutkapelle, Heiliggrab-Kapelle
Die sog. Heiliggrab-Kapelle, auch „Blutskapelle“ genannt

Nach dem Kloster radeln wir auf dem selben Weg wieder Richtung Bahnhof und von dort weiter Richtung Norden durch die grüne ruhige Landschaft der Prignitz und ein paar sehr kleine Orte…

Foto vom Radweg aus: Landstraße bei Maulbeerwalde (Prignitz)
Auf der wenig befahrenen Landstraße bei Maulbeerwalde
Foto vom Radweg aus: Dorfkirche Blesendorf (Prignitz)
Von weitem kann man schon die Kirche von Blesendorf sehen
Foto vom Süden her: Radweg zwischen Blesendorf und Ellershagen
Unser Radweg zwischen Blesendorf und Ellershagen
Foto vom Radweg aus: Ackerfelde (Prignitz), Kriegsdenkmal
Dieses schöne Kriegsdenkmal steht in Ackerfelde
Dorfkirche Niemerlang (Gemeinde Wittstock/Dosse, Prignitz), Foto von hinten
Das ist die Dorfkirche von Niemerlang

Nun kommt unser zweites Highlight: Freyenstein, das gleich über zwei Sehenswürdigkeiten verfügt.
Interessant ist, dass es vor 1287 mal ein anderes Freyenstein gab, dies wurde aber durch Kriegsgeschehen mehrfach zerstört; die Bewohner bauten auf Geheiß der damals regierenden Fürsten ein neues Freyenstein auf – am heutigen Standort. Der frühere Ort befand sich auf einem Gelände südwestlich an der Stadtgrenze und ist jetzt nicht nur eine sog. „Stadtwüstung“, sondern seit 2007 auch der „Archäologische Park Freyenstein“, nachdem durch jahrelange Ausgrabungen viele Reste einer mittelalterlichen Stadtanlage zum Vorschein kamen. Es zählt heute „zu den bedeutendsten archäologischen Bodendenkmälern Deutschlands“, so die Webseite Freyenstein.de.

Ausgrabungsstätte im Archäologischen Park Freyenstein
Ausgrabungsort im Archäologischen Park Freyenstein (Foto von A. Savin, Wikipedia)

Als nächstes besuchen wir Burg Freyenstein. Die Anlage wird meist so genannt, weil da ganz früher mal eine Burg war, aber eigentlich müsste es „Schlösser Freyenstein“ heißen – auf die Reste der Burg baute man 1556 ein Schloss – und ein Jahrhundert später noch eins.

Foto vom Radweg aus: Freyenstein Neues Schloss, Wittstocker Tor
Wilder Mix aus Feldsteinen und Backstein: Das große Gebäude ist das sog. Neue Schloss von Freyenstein, links dahinter steht das Wittstocker Tor
Burg Freyenstein, Altes Schloss, Vorderseite - Foto vom Park aus
Hinten im Park steht das Alte Schloss – hier die Vorderseite
Foto vom Burg-Park Freyenstein aus: Altes Schloss, Rückseite
…und die Rückseite

Danach durchqueren wir Freyenstein, das mal als Stadt galt, aber unter 1000 Einwohner hat – heute ist es ein Ortsteil von Wittstock.

Nun radeln wir auf direktem Wege über eine meist recht ruhige Landstraße zum dritten Highlight…

Foto vom Radweg aus: Landschaft zwischen Freyenstein und Meyenburg
Landschaft zwischen Freyenstein und Meyenburg

Um in Meyenburg zu dem prachtvollen Herrenhaus, das gemeinhin Schloss genannt wird, zu gelangen, fahren wir erst mal durch den zugehörigen Park. Von weitem sieht es (siehe Foto ganz oben) fast noch schöner aus wie von nahem:

Schloss Meyenburg, Foto von vorn
Schloss Meyenburg, Vorderseite
Foto vom Norden her: Schloss Meyenburg, Rückseite / Nordseite
…und das ist die Rückseite

Früher war es Wohnsitz der Adelsfamilie derer von Rohr, heute enthält es ein Modemuseum, das Schlossmuseum und eine Bibliothek.
Meyenburg ist eine sog. „Landstadt“, also eine Stadt mit weniger als 5000 Einwohnern – in dem Fall um 2000. Demgemäß gibt es außer dem Schloss nicht allzu viel und wir machen uns auf zur nächsten Station…

Radweg und Landstraße zwischen Meyenburg und Frehne bzw Putlitz, Foto vom Osten her
Auch die Landstraße zwischen Meyenburg und Putlitz ist ziemlich ruhig

Die kleine Stadt Putlitz (knapp 2600 Einwohner) ist eine der ältesten Städte in der Prignitz; die Burg, von der es leider nur noch Reste gibt, entstand vermutlich um 950; damals war Putlitz natürlich noch keine Stadt, sondern nur eine winzige Siedlung neben der Burg. Der einzige Teil der Anlage, der noch gut dasteht, ist der Burgturm (Bergfried), der erst später gebaut (um 1215) und dann 1890 restauriert wurde. Das Ganze befindet sich auf einem Hügel, der früher von einem Wassergraben umgeben war – es war also eine Wasserburg. Man kann auf den Hügel hochsteigen, hochradeln dürfte eher schwierig sein, Rad schieben geht – und ich finde, es lohnt sich:

Burg Putlitz, Bergfried und Wallanlage - Foto von unten
Links Reste der Burgruine von Putlitz, rechts der Bergfried
Burgruine Putlitz, Aussicht auf die Stadt - Foto von oben
Vom Burgareal aus hat man eine nette Aussicht auf die Stadt
Putlitz, Kirche St. Nikolai - Foto von schräg hinten
Die prachtvolle Pfarrkirche von Putlitz hat einen sehr verbreiteten Namen: St. Nikolai (Erklärung folgt später!)

Putlitz bietet auch Gastronomie und eine Eisdiele, also wenn du magst, mach hier Pause. Weiter geht es hiermit:

Foto von der Gänsetour aus: Radweg zwischen Putlitz und Mansfeld
Zwischen Putlitz und Mansfeld durchfahren wir diese schöne Allee
Foto von der Gänsetour aus: Radweg in Helle (Groß Pankow)
Im Dörfchen Helle sind wir auf einem Radweg namens „Gänsetour“

Nun erreichen wir den kleinen Ort Wolfshagen, der ebenfalls ein Schloss aufweisen kann – wobei es genaugenommen eher ein großes Gutshaus oder Herrenhaus ist, aber auch hier hat sich eher der Begriff „Schloss Wolfshagen“ eingebürgert. Es war ein weiterer Wohnsitz der Familie „Gans, Edle Herren zu Putlitz“, eigentlich von bürgerlicher Herkunft, aber aufgrund von Tüchtigkeit, großem Selbstbewusstsein und Durchsetzungswillen zu sehr viel Besitz und dem (eher selten verliehenen) Titel der Edlen Herren waren sie über Jahrhunderte hinweg die einflussreichste Familie in der Prignitz.

Wolfshagen: Gutshaus, Herrenhaus, Schloss - Foto von vorn
Das außen eher schlichte (barocke) Gebäude ist innen sehr schön, u.a. mit bemalten Tapeten und Wandmalereien; heute ist darin ein Museum untergebracht

Von Wolfshagen zur größten Stadt in dieser Fahrradtour, Pritzwalk (immerhin fast 12.000 Einwohner), sind es nur 10 km; unterwegs durchqueren wir ein Dorf mit dem lustigen Namen Kuhbier:

Kuhbier (Groß Pankow, Prignitz)
Zur Entstehung des Ortsnamens „Kuhbier“ gibt es keine eindeutige Erklärung

In Pritzwalk radeln wir gleich mitten hinein. Bei der Gründung vor 850 oder 900 Jahren hatten ebenfalls die Edlen Herrn Gans ihre Finger im Spiel. Im Mittelalter entwickelte sich die Stadt zu einem florierenden und wichtigen Handelspunkt; in diesem Zusammenhang ist vermutlich der Bau der Kirche zu sehen, die zuerst dem heiligen Nikolaus gewidmet wurde; die Deutsche Hanse und die ihr angeschlossenen Städte hatten ihn zu ihrem Schutzheiligen erkoren, und so waren es auch oft wohlhabende Händler, die den Anstoß zur Errichtung von Kirchen gaben (was im Umkehrschluss wohl bedeutet, dass für Städte und Orte mit Nikolaus- und Nicolai-Kirchen irgendwann mal der Handel eine große Rolle spielte). Erst später wurde noch die Gottesmutter Maria in den Namen der Pritzwalker Kirche aufgenommen.

Pritzwalk, Kirche St. Marien und St. Nikolai
Pritzwalks gigantische Stadtkirche St. Marien und St. Nikolai

Direkt neben der Nikolaikirche befindet sich der Marktplatz mit Rathaus, Stadtbrunnen und Gastronomie:

Pritzwalk: Rathaus, Brunnen, Marktplatz - Foto vom Süden her
Pritzwalk hat ein schmuckes Rathaus; das Ding links ist ein Brunnen, das Gitter rechts gehört zu einem netten Gartenlokal

Nun radeln wir eine kleine Schleife durch die Innenstadt, um zu einem sehr schönen Radweg am Flüsschen Dömnitz zu gelangen:

Pritzwalk, Fußweg und Radweg an der Dömnitz
Rechts die Dömnitz, links der Fußgänger- und Radweg

Der feine Uferweg führt uns direktemang zur letzten Sehenswürdigkeit dieser Prignitz-Tour, nämlich der Museumsfabrik; dieser Teil der Pritzwalker Museen wurde so genannt, weil er im Gebäude einer ehemaligen Tuchfabrik untergebracht ist. Hierzu die Webseite:
„Unsere neue Dauerausstellung widmet sich den Veränderungen, welche die Prignitz seit dem 19. Jahrhundert unter dem Einfluss der Industrialisierung erfasst haben. Wir zeigen die Zusammenhänge zwischen Fabrik, Menschen und Umwelt zwischen Kleinstadt in der Prignitz und dem weltweiten Handel.“

Pritzwalk, Museumsfabrik - Foto von außen
Die Museumsfabrik von außen
Foto vom Eingang her: Pritzwalk Museumsfabrik, Innenhof
Und hier der Innenhof

Nach Pritzwalk haben wir noch 11 km zum Zielbahnhof Heiligengrabe, und zwar auf einer bezaubernden Strecke: Ruhige Sträßchen durch grüne Landschaft und nette Dörfer…

Foto von der Bischofstour aus: Radweg zwischen Alt Krüssow und Neu Krüssow bzw Heiligengrabe
Zwischen Alt Krüssow und Heiligengrabe befinden wir uns auf der sog. „Bischofstour“
Foto von der Bischofstour aus: Alt Krüssow, St.-Annen-Kirche
Das Dörfchen Alt Krüssow streifen wir nur am Rand, aber von unserem Weg aus können wir die Wallfahrtskirche St. Annen sehen
Foto von der Tour Brandenburg aus: Radweg zwischen Wilmersdorf und Heiligengrabe
Endspurt zwischen Wilmersdorf und Heiligengrabe! Rechts sind bereits die Bahnschienen sichtbar

Grobe Streckenführung:
Bahnhof Heiligengrabe – Kloster-Anlage Heiligengrabe – Maulbeerwalde – Blesendorf – Ackerfelde – Niemerlang – Freyenstein – Meyenburg – Frehne – Putlitz – Mansfeld – Helle – Wolfshagen – Horst – Kuhbier – Pritzwalk – Beveringen – Alt Krüssow – Wilmersdorf – Bhf Heiligengrabe

Zur Karte:
Sie enthält je einen Abstecher
1) in Heiligengrabe zum Kloster
2) in Freyenstein zum Archäologischen Park und zur „Burg“ (= Altes und Neues Schloss)
3) in Meyenburg durch den Schlosspark zum Schloss
4) in Putlitz zur Burgruine und zum Bergfried
5) in Wolfshagen zum Schloss
6) in Pritzwalk ins Zentrum und zur Museumsfabrik.

Download file: Rt126_Prignitz_Kultur_Rundkurs_ab_Heiligengrabe.gpx

Große Bitte: Ich habe diese Route nicht in mühevoller Kleinarbeit entwickelt, damit sie dann auf anderen Radtouren-Webseiten landet – bitte stell sie dort nicht auf öffentlich!

© Beatrice Poschenrieder

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