Radtour 98: Finowkanal-Treidelweg-Route: Bad Freienwalde Eberswalde Zerpenschleuse

Treidelweg: Anlegestelle am Finowkanal-Radweg kurz vor Eberswalde (1 km östlich)
Kurz vor Eberswalde liegt diese hübsche Anlegestelle direkt am Treidelweg

Spitzen-Tour! Der Radweg am Finowkanal, auch “Treidelweg” genannt, führt u.a. durch herrlichste Wasserlandschaft und mitten durch Eberswalde

Sehr gut bei Ostwind, gut bei Südost-Wind, Gesamtlänge: 50 km, bis Oranienburg 83 km (“Strecke abkürzen”, Route und Karte siehe weiter unten)

Der Finowkanal ist Deutschlands älteste künstliche Wasserstraße, die noch betrieben wird – und das mit historischen handbetriebenen Schleusen, 12 an der Zahl! Daher steht der komplette Kanal mitsamt der Schleusen unter Denkmalschutz.
In manchen Quellen steht, der Finowkanal gehe von Niederfinow* bis Liebenwalde – das stimmt aber nicht ganz. Früher war das mal so, bis der Kanal bei Zerpenschleuse unterbrochen wurde (ich schätze mal, seit es den Oder-Havel-Kanal gibt – von dem zweigt der Finowkanal nämlich seitdem ab); das Stück zwischen Zerpenschleuse und Liebenwalde heißt “Langer Trödel”. Heute kann man mit einem Boot wieder komplett durchfahren (Schiff oder Frachtkahn: nein).

Radweg und "Treidelweg" am Finowkanal, östlich von Eberswalde
Der Radweg und “Treidelweg” am Finowkanal, östlich von Eberswalde

Der idyllische Radweg und Wanderweg am Finowkanal entlang wird oft auch “Treidelweg” genannt, weil er schon früher so hieß. Da gab´s nämlich auf der ganzen Länge des Kanals einen Weg zum “Treideln”. Das kommt vom selben Wortstamm wie Trödel – daher heißt ja dieses eine Teilstück des Kanals “Langer Trödel”. “Treidel” bedeutet “Seil”, und “treideln” meint, “mit einem Seil ziehen” und bezog sich vor allem auf das Ziehen von Booten und Schiffen stromaufwärts (andersrum gab es ja die Strömung). Gezogen wurden die Wasserfahrzeuge durch Menschen, Zugtiere, manchmal auch durch Zugmaschinen. Für Menschen und Tiere war das extrem harte Arbeit, sehr viele rauchten sich dabei auf; z.B. von den knapp 1200 Strafgefangenen, die 1784-89 treideln mussten, starben zwei Drittel daran.

* Genaugenommen fließt der Finowkanal zwischen Niederfinow und Liepe in den Oder-Havel-Kanal. Direkt dort gibt es aber keinen Bahnhof, also starten wir in Bad Freienwalde. Diese kleine Stadt mit dem hübschen Namen liegt am nördlichen Rand der Märkischen Schweiz, schmiegt sich dementsprechend in eine hügelige Umgebung und ist – wer hätte das gedacht! – Deutschlands nördlichster Skisprungort und das älteste Kurbad in ganz Brandenburg (ein amtliches Moorheilbad).

Schloss Bad Freienwalde, Walther-Rathenau-Gedenkstätte, Foto von vorn
Das kleine aber feine Schloss von Bad Freienwalde, heute Walther-Rathenau-Gedenkstätte
Foto im Zentrum von Bad Freienwalde: Museum und Tourist-Information
Im Zentrum der Stadt: Das Museum und gleich daneben die Tourist-Information
Bad Freienwalde Zentrum: Kirche St. Nikolai (Foto von hinten) und Brunnen
…und das Hinterteil der Stadtpfarrkirche St. Nikolai

Meine Radtour zeigt als erstes eine Kurzbesichtigung der Stadt inklusive Stippvisite zu dem süßen kleinen Schloss nebst Schlosspark; du kannst das aber auch weglassen und direkt vom Bahnhof nordwärts Richtung Schiffmühle losziehen. Dort geht´s erst mal deftig bergauf, das ist aber auch die einzige nennenswerte Steigung in der ganzen Tour, der Rest ist easy zu radeln.
Das Teilstück zwischen Schiffmühle und Liepe ist das selbe wie in meiner Lieblingsradtour 1 und führt u.a. durch ein wunderschönes Stück ursprüngliche Landschaft, das Naturschutzgebiet Nieder-Oderbruch.

Schöpfwerk Liepe an der Alten Finow in Niederoderbruch, Foto von der Holzbrücke
Das Schöpfwerk Liepe liegt an der Alten Finow (“Fine”) mitten im Niederoderbruch

Wir fahren allerdings nicht nach Liepe, sondern biegen einen Kilometer südlich davon links ab auf einen ungeteerten, aber gut radelbaren Weg, der uns an einem kleinen Wasserlauf entlang schnurstracks zur Lieper Schleuse führt.

Oder-Havel-Radweg und Tour Brandenburg, hier an einem Wasserlauf südlich von Liepe
An diesem Wasserlauf südlich von Liepe entlang radeln wir durch wild wuchernde Natur zum Finowkanal

An der Lieper Schleuse beginnt (genauer gesagt, endet) der Finowkanal – und zugleich hast du über die sog. Oderberger Gewässer hinweg (die hier parallel zum Kanal laufen) einen wunderbaren Blick auf das alte und das neue Schiffshebewerk.

Foto vom Oder-Havel-Radweg aus: Oderberger Gewässer bei Niederfinow
Blick vom Radweg Richtung Norden auf die Oderberger Gewässer bei Niederfinow
Foto vom Treidelweg-Radweg aus: Das alte und das neue Schiffshebewerk Niederfinow
Foto vom Ufer aus: das alte und das neue Schiffshebewerk Niederfinow

Nur einen Dreiviertel Kilometer später kommen wir direkt beim alten Schiffshebewerk raus und können dieses unglaubliche Meisterwerk früherer Ingenieurskunst nochmal aus der Nähe betrachten. Es wurde gebaut von 1927 – 1934 und ist ein geschütztes Industriedenkmal. Das Foto kann überhaupt nicht vermitteln, wie beeindruckend dieses Bauwerk ist, wenn man direkt davor steht – vor allem wenn man bedenkt, dass es vor fast hundert Jahren errichtet wurde und heute immer noch funkioniert! Wenn du Glück hast, kannst du es in Aktion sehen, allerdings nur noch bis ca. 2027, denn das neue Hebewerk ist seit 4.10.2022 in Betrieb und die beiden Hebewerke sollen etwa 5 Jahre lang parallel laufen.

Altes Schiffshebewerk Niederfinow, Foto von der Seite
Das gigantische alte Schiffshebewerk von der Seite

Ab da radeln wir durch den eigentlichen Ort Niederfinow, danach durch ein herrliches Stück Landschaft und dann auf einem schmalen geteerten Weg direkt am Wasser. Obwohl der Finowkanal ja eine künstliche Wasserstraße ist, sieht er bzw. sehen seine Ufer heute an sehr vielen Stellen ganz urwüchsig aus – seit vielen Jahren lässt man die Natur da machen, was sie will, und so haben wir viele Male geradezu idyllische Ausblicke.

Treidelweg, Foto vom Radweg aus: Finowkanal, Uferböschung (hier an der Brücke über das Ragöser Fließ)
Der Treidelweg am Morgen: Dunst liegt über dem Finowkanal und der Uferböschung (hier an der Brücke über das Ragöser Fließ)
Treidelweg-Radwanderweg am Finowkanal zwischen Eberswalde und Macherslust
Am Abend ist es auch toll! (ca. 2 km östlich von Eberswalde bei Macherslust)

Nach zwei Dritteln der Strecke erreichen wir Eberswalde, wo du natürlich eine kleine Runde durch die Innenstadt einbauen kannst – oder hier Brotzeit machen:

Foto vom Radweg aus: Finowkanal in Eberswalde, Steg am Uferweg
In Eberswalde kommen wir an diesem Steg am Finowkanal vorbei – guter Platz für eine Pause

Danach kommt nochmal ein langes herrliches Stück längs des Kanals…

Foto vom Treidelweg am Finowkanal bei Wolfswinkel; Kirche Finow
Hier sind wir auf dem Treidelweg am Finowkanal bei Wolfswinkel; der Kirchturm gehört zu Finow

In Finow machen wir einen Abstecher zur Finower Messingwerk-Siedlung; eine interessante Geschichte steckt dahinter, hier nur kurz:
“Das Messingwerk im Eberswalder Ortsteil Finow wurde im Jahr 1698 gegründet und arbeitete bis 1945.” (Wikipedia) Dieses erste industrielle Zentrum in Brandenburg wurde vor allem unter der Leitung von Gustav Hirsch (Besitzer ab 1863) und seinen Nachfahren überaus erfolgreich wurde. Das Messingwerk entwickelte sich zu einer eigenen Gemeinde, mit Wohnhäusern, Schule u.a. “1929 war das Werk das größte und leistungsfähigste Messingwerk Europas. 1932 schied die Familie Hirsch infolge der Berliner Bankenkrise aus dem Unternehmen aus.”

Gebäude der Messingwerksiedlung, Villa Hirsch, Altes Hüttenamt, Torbogenhaus
Gebäude der Messingwerksiedlung, links die Villa Hirsch (ehemaliges Wohnhaus der Besitzer); das Fachwerkhaus daneben heißt “Altes Hüttenamt”
Wasserturm vom Messingwerk Finow bei Eberswalde, Foto von unten
Auf dem Schild am Fuß dieses ungewöhnlichen Turms steht: “Der Wasserturm vom Messingwerk Eberswalde: Erbaut 1917/18 von der Hirsch Kupfer und Messingwerke AG. Er diente der Wasserversorgung des Alt- und Neuwerkes, der Gemeinde Messingwerk und ab 1935 auch der Stadt Finow.”

…bis wir gemäß dem Verlauf vom Oder-Havel-Radweg in Finowfurt links abbiegen, denn ab hier führt für ein paar Kilometer kein Weg direkt am Wasser lang; die Umfahrung ist aber auch schön. Bald sind wir wieder am Kanal…

Foto vom Oder-Havel-Radweg und vom Treidelweg aus: Finowkanal zwischen Marienwerder und Zerpenschleuse
Am Finowkanal mittig zwischen Marienwerder und Zerpenschleuse

…und im Nu am Zielort, Bahnhof Zerpenschleuse.

Bahnhof Ruhlsdorf-Zerpenschleuse, Foto vom Bahnsteig aus
Geschafft! Der Bahnhof Ruhlsdorf-Zerpenschleuse besteht nur aus diesem kleinen Wartehäuschen

Wie oben erwähnt, kannst du die Tour verlängern bis Oranienburg (in Zerpenschleuse fährt der Zug nur 1 x pro Stunde, in Oranienburg sehr oft), und zwar entweder durch das etwas kürzere Stück durch den Wald aus Radtour 6 oder 3 km mehr durch sonnigere Bereiche, siehe Radtour 6.1

Grobe Streckenführung:
Bahnhof Bad Freienwalde – Zentrum Bad Freienwalde – Schiffmühle – Bralitz – Naturschutzgebiet Nieder-Oderbruch – Lieper Schleuse – Hebewerkstraße – Niederfinow – Stecherschleuse – Eberswalde – Finow – Finowfurt – Oder-Havel-Radweg – Grafenbrück-Schleuse – Marienwerder – Bahnhof Zerpenschleuse

Strecke abkürzen:
Ohne Rundgang Bad Freienwalde: minus 2 km
Nur bis Bhf Niederfinow (inkl. Bad Fr.): 19 km
Nur bis Bhf Eberswalde (inkl. Bad Fr.): 29,5 km
Erst ab Bhf Niederfinow: 32 km

Zur Karte:
Sie enthält
1) eine kleine Besichtigung in Bad Freienwalde (Zentrum, Kirche, Schloss, Schlosspark)
2) einen Abstecher in Finow zum Wasserturm und zur Finower Messingwerk-Siedlung.

Download file: Rt98_Finowkanaltour_Bad_Freienwalde_Eberswalde_Zerpenschleuse.gpx

© Beatrice Poschenrieder

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