ERGÄNZTE INFOS! Radweg-Oberfläche: Beben, kleben oder schweben?

Ist es bei längeren Radtouren wirklich so wichtig, dass die Wege eine asphaltierte oder zumindest gut befestigte Oberfläche haben? Oh ja!

Radweg bzw Radstraße auf ehemaliger Bahntrasse zwischen Paulinenaue und Fehrbellin-Dammkrug
Diese vorbildliche Radstraße verläuft auf einer stillgelegten Bahntrasse zwischen Paulinenaue und Fehrbellin-Dammkrug (siehe Radtour 97)

Mir ist klar, dass es nicht wenige Radfahrer gibt, denen es relativ egal ist, ob sie auf geteerten Wegen, Sandpisten oder ruckeligen Wald- und Wiesenpfaden radeln, und dass es manche sogar „geil“ finden, wenn es holterdipolter über Stock und Stein geht – wobei ich in dieser Hinsicht nur Männer kenne und keine einzige Frau. Im Gegenteil, vielen Frauen wurden Radausflüge sogar verleidet, weil ihr Partner nicht auf so etwas achtete und seine Liebste viele Kilometer über Holperstrecken jagte, ihr vielleicht auch noch genervt „jetzt stell dich doch nicht so an“ sagte, wenn sie stöhnte und klagte. Das Problem an diesen unbequemen Wege-Oberflächen ist nicht nur, dass es mühsamer ist und man langsamer vorwärts kommt, sondern
1) dass durch das viele Gerüttle die Sitzfläche viel schneller weh tut (ein Faktor, der bei Frauen und bei sehr schlanken Männern stärker zu Buche schlägt) und
2) dass sehr vielen Frauen und auch einigen Männern bestimmte Wege Angst machen – selbst wenn wir es nicht unbedingt zugeben.
Ich mach das jetzt mal: Ich bekenne offen,

welche Wege mir Angst machen:

• Wurzelige Waldwege, weil ich hängen bleiben und stürzen könnte.
• Sandwege, weil meine Tourenbike-Reifen darin haltlos schlingern und weil Zuckersand mich gnadenlos ausbremsen kann.
• Matsch (also erdige Wege nach Regen): Hier gilt das selbe wie für Sand.
• Schotterwege, weil ich Angst um meine Reifen habe und weil man in Kurven abschmieren kann und sich dann ganz übel verletzt (ist mir schon mal passiert und hat mir einen Besuch in der Notaufnahme beschert).
• Steinige, Pflaster- und Plattenwege, weil dieses ständige Papam-Papam meinen Gelenken schadet und – wie oben erwähnt – meiner Sitzfläche zusetzt. (Wobei es auch Plattenwege gibt, die gut gehen.)
• Feldwege, weil Gras und Erde total bremsen und Kraft kosten.

Wer entspannte und vor allem längere Radtouren machen will oder seiner Begleitung nicht den Spaß verderben will, sollte also Routen oder Teilstrecken mit schlechten Oberflächen vermeiden, auch wenn es kürzer oder „irgendwie besser“ aussieht. Meine Erfahrung ist, dass 8 km auf einem asphaltierten Weg schneller und relaxter gehen als 4 km auf einer unbefestigten Oberfläche. Manchmal mache ich natürlich auch Experimente, denn teilweise ist ja ein unbefestigter Weg doch nicht so schlecht zu fahren; aber in der Mehrzahl fluche ich wie ein alter Kutscher, während ich mich durchquäle (umkehren gibt’s nicht) und streiche danach das Stück auf meiner Karte mit dicken schwarzen Strichen durch…
Daher findest du bei meinen Radrouten-Vorschlägen höchstens mal ein ganz kurzes Übergangsstück, das keine so gute Oberfläche hat.

Apropos Karte: Ich kenne nichts Besseres für die Planung von Fahrradtouren mit schön radelbaren Wegen als die ADFC-Regionalkarten, die ich schon an anderer Stelle empfohlen habe. Keine Touren-App auf dem Handy (auch Komoot nicht) stellt die Radwege-Oberfläche so gut dar wie diese Karten auf wasserfestem Papier. Wann immer ich (z.B. unterwegs ohne die passende Karte) doch mal nur eine App genutzt habe (ich habe mehrere auf dem Handy), um schnell eine Route zu finden, war denn beim Radeln dieser Route ein grottenschlechtes Stück dabei – manchmal auch ein ziemlich langes. Und das ist genau der Grund, wieso ich meine Touren ganz „oldschool“ plane, nämlich analog.
Hier ein Beispiel aus einer ADFC-Regionalkarte:

Ausschnitt aus der ADFC-Fahrradtourenkarte bzw. Regionalkarte Potsdam / Havelland
Anhand der Muster der Wege und ihrer Farben kann ich sehr gut einschätzen, wie sie beschaffen sind; z.B. die gewürfelten Linien sind i.d.R. Plattenwege, die mit den Rauten meist Kopfsteinpflaster oder Schotterwege. Schwarz umrandete Rauten-Linien (Foto Mitte) sind definitiv zu meiden!

Die sog. Legende bzw. Zeichenerklärung zeigt, inwieweit sich ein Weg oder eine Straße zum Radfahren eignet:

ADFC-Regionalkarte: Die Legende bzw. Zeichenerklärung zeigt, ob sich ein Weg zum Radfahren eignet
Hier die Legende; u.a. steht rot für eine offizielle (beschilderte) Radroute, braun für einen unbeschilderten, aber brauchbaren Weg (= meistens kein oder wenig Auto-Verkehr)

Zudem kann ich auf einem großen Plan viel besser auch lange Strecken überblicken und sichergehen, dass ich keine mühsamen Stücke dazwischen habe, als auf dem kleinen Display meines Handys.

Und noch eine Bitte: Falls du zu den Leuten gehörst, denen sandige, unbefestigte, holperige Wege nichts ausmachen, dann habe Nachsicht mit deinen Begleitern, denen es nicht so geht; statt spitze Bemerkungen zu machen oder sie anzutreiben, erlaube ihnen, gegebenenfalls sogar abzusteigen und zu schieben. Denn mit Unduldsamkeit riskierst du, dass eine Person, die nicht so schnittig ist wie du, einen Unfall hat oder dich nie mehr begleitet.

© Beatrice Poschenrieder

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