Radtour 128: Ostsee-Trip! Ab Forst durch den ehemaligen Tagebau Jänschwalde zum Cottbuser Ostsee
Diese Tour zeigt anschauliche Beispiele, was aus stillgelegten Tagebau-Gebieten geworden ist, etwa den größten künstlichen See Deutschlands
Am besten bei Ostwind, okay bei Südost-Wind (falls nicht zu stark); Gesamtlänge: 37 km
Ab dem Bahnhof Forst steuern wir gleich rauswärts und haben schon nach einem Kilometer die Stadt hinter uns. Wir durchqueren die Dörfer Eulo und Mulknitz…
Etwa einen Kilometer nach Mulknitz treffen wir in der Biegung der sehr ruhigen Landstraße auf den sog. „Weißagker Heimatpark“; er soll an das eliminierte Dorf Weißagk erinnern, das 1985 dem Tagebau weichen musste; die Einwohner wurden umgesiedelt.
Kurz danach biegen wir ab auf einen kleinen Weg, der in den südlichen Teil des ehemaligen Tagebaus Jänschwalde hineinführt; es ist noch gar nicht so lange her, dass er betrieben wurde: Bis zum 25.4.2024 wurde hier noch Braunkohle abgebaut.
Nun wird die Riesen Fläche rekultiviert – ich bin gespannt, was dort entstehen wird!
Die ersten paar hundert Meter unseres Weges im Ex-Tagebau sind etwas holprig, aber dann wird´s ganz gut – ein überwiegend asphaltierter Weg durch eine einsame, teils grüne, teils tagebau-geprägte Landschaft. Auf den ganzen 8 km bin ich keiner Menschenseele begegnet!
Dann haben wir ein kurzes Übergangsstück mit Schotterweg, das aber bereits nach 1 km in eine schöne Radstraße übergeht, zur Ostseite des Cottbuser Ostsees.
Oh Man, was für ein Projekt! Kaum zu glauben: Die Planung, aus dem riesigen Tagebaurestloch ein Lausitzer Meer zu machen, stand schon im Jahr 2001 fest. Das klingt jetzt so, als ob der zugehörige Tagebau, nämlich „Cottbus-Nord“, bereits 2001 stillgelegt wurde – weit gefehlt! Er lief noch bis Ende 2015.
Ab 2016 war ich jedes Jahr dort, um nachzusehen, wie weit das Ding schon gediehen ist – ein bisschen Wasser war damals schon drin, aber die richtige Flutung begann erst im April 2019. Lange Zeit sah es so aus, als ob es nie gelingen würde, das Mords Loch zu füllen – kein Wunder in diesen trockenen Jahren. 2024 war ja nun nicht so trocken, und voila! Im Oktober konnte vermeldet werden, dass der See endlich voll ist. Als ich das im Radio hörte, bin ich natürlich gleich hin – und war verdammt überrascht, wie schnell der Pegel gestiegen ist und aus der sandigen Pfütze eine beeindruckende Wasserfläche geworden ist.
Laut Wikipedia entstand „der mit 1900 Hektar flächenmäßig größte See des Lausitzer Tagebauseengebiets sowie der größte künstliche See Deutschlands. Damit löst er den Geiseltalsee (1840 Hektar) in Sachsen-Anhalt als flächenmäßig größten künstlichen See ab. Im Oktober 2024 wurde eine Füllhöhe von 61,8 m erreicht, bei vollständiger Füllung sollen es 62,5 m sein.“
(Für den aktuellen Füllstand vom Cottbuser Ostsee bitte hier klicken!)
Wir radeln ja sozusagen von hinten heran, dort sieht der See erst mal noch nicht so gigantisch aus…
…aber wenn man dann genauer hinschaut und Tausende von Bäumen erspäht, von denen nur noch die Hälfte oder ein Drittel herausschaut, denkt man gleich an ein Monster-Hochwasser.
2 km weiter sind wir bereits an der Südspitze des Sees, genannt „Südkap“:
An einer weiteren Gedenkstätte für ein Dorf, das für den Tagebau wegradiert wurde, kommen wir auch vorbei, Klein Lieskow; meine Route enthält eine Stippvisite dorthin – es liegt an der Südwestseite des Sees fast direkt am Weg:
Wir umrunden etwa die Hälfte des Ostsees: Die Südost-, Süd- und Westseite. Leider kann man nicht durchgehend am See entlang radeln: dreimal müssen wir ein Stück landeinwärts, sind aber rasch wieder am Wasser.
Nun erreichen wir den derzeit bekanntesten Spot am Cottbuser Ostsee, den Aussichtsturm Merzdorf; den gab´s nämlich schon lange bevor die Flutung des Sees begann: Laut Wikipedia wurde er von 2013 auf 2014 innerhalb von 6 Monaten gebaut, aber erst 2016 eröffnet – warum auch immer. Übrigens steht er nicht im Cottbuser Ortsteil Merzdorf, sondern etwas südöstlich davon im Niemandsland. Der Turm ist 36 m hoch, die Aussichtsplattform auf 31 m Höhe.
Etliche Jahre guckte man von dort nur auf ein gigantisches Sandloch…
…und jetzt sieht es so aus:
Danach radeln wir auf einer prima Radstraße noch ein Stück nördlich zu einer weiteren Aussichtsplattform – ohne Turm, aber mit anderen Besonderheiten:
Nun verlassen wir den Ostsee und steuern auf angenehmen Wegen längs durch Cottbus den Hauptbahnhof an.
Natürlich bietet sich auch eine Besichtigungsrunde in dieser interessanten Stadt an – die kannst du z.B. an der Puschkinpromenade starten und dir einen Plan aus meiner Radtour 104 holen.
Diese Route indes führt auf direktem Weg zum Bahnhof.
Grobe Streckenführung:
Bahnhof Forst (Lausitz) – Eulo – Mulknitz – rekultivierter Tagebau Jänschwalde – Ostseite des Cottbuser Ostsees – Südkap – Westseite – Schlichow – Dissenchen – Merzdorf – Lakoma – Saspow – Cottbus Zentrum – Cottbus Hauptbahnhof
Zur Karte:
Sie enthält
1) einen Mini-Abstecher zur Gedenkstätte Klein Lieskow
Bitte achte darauf, dass meine Route nicht bei Komoot o.ä. veröffentlicht wird.
© Beatrice Poschenrieder