Radtour 128: Ostsee-Trip! Ab Forst durch den ehemaligen Tagebau Jänschwalde zum Cottbuser Ostsee

Foto vom Aussichtsturm Merzdorf aus: Cottbuser Ostsee Richtung Osten
Endlich voll: die Cottbuser Ostsee! Die dunklen Punkte sind nicht etwa Wasservögel, sondern die Wipfel großer Bäume

Diese Tour zeigt anschauliche Beispiele, was aus stillgelegten Tagebau-Gebieten geworden ist, etwa den größten künstlichen See Deutschlands

Am besten bei Ostwind, okay bei Südost-Wind (falls nicht zu stark); Gesamtlänge: 37 km

Ab dem Bahnhof Forst steuern wir gleich rauswärts und haben schon nach einem Kilometer die Stadt hinter uns. Wir durchqueren die Dörfer Eulo und Mulknitz…

Dorfkirche Eulo (Forst / Lausitz), Foto von vorn
Eulo war mal ein Dorf mit, wie man sieht, einer eigenen Kirche, heute ist es ein Ortsteil von Forst
Foto vom Radweg aus: Fahrradstraße zwischen Eulo und Mulknitz
Diese feine Fahrradstraße zwischen Eulo und Mulknitz verläuft auf einer ehemaligen Bahntrasse
Foto vom Radweg aus: Ehemaliger Bahnhof Mulknitz
Einen Bahnhof gibt´s zu der stillgelegten Bahntrasse auch, nämlich den ehemaligen Bahnhof Mulknitz – hier wurde ein kleines Freilichtmuseum angelegt
Foto vom Radweg aus: Wiese bei Mulknitz (Forst / Lausitz)
Blumenpracht am Wegesrand
Kirche bzw. Dorfkirche von Mulknitz (Forst), Foto vom Radweg aus
Ist sie nicht entzückend, die Dorfkirche von Mulknitz?

Etwa einen Kilometer nach Mulknitz treffen wir in der Biegung der sehr ruhigen Landstraße auf den sog. „Weißagker Heimatpark“; er soll an das eliminierte Dorf Weißagk erinnern, das 1985 dem Tagebau weichen musste; die Einwohner wurden umgesiedelt.

Weißagker Heimatpark bei Mulknitz nahe Tagebau Jänschwalde
Der Weißagker Heimatpark zeigt u.a. Findlinge und Gerätschaften aus dem Tagebau
Foto vom Radweg aus: Erinnerungsstätte Heimatpark Weißagk
…und so sieht der Park im Frühling aus!

Kurz danach biegen wir ab auf einen kleinen Weg, der in den südlichen Teil des ehemaligen Tagebaus Jänschwalde hineinführt; es ist noch gar nicht so lange her, dass er betrieben wurde: Bis zum 25.4.2024 wurde hier noch Braunkohle abgebaut.
Nun wird die Riesen Fläche rekultiviert – ich bin gespannt, was dort entstehen wird!
Die ersten paar hundert Meter unseres Weges im Ex-Tagebau sind etwas holprig, aber dann wird´s ganz gut – ein überwiegend asphaltierter Weg durch eine einsame, teils grüne, teils tagebau-geprägte Landschaft. Auf den ganzen 8 km bin ich keiner Menschenseele begegnet!

Radweg im ehemaligen Tagebau Jänschwalde Süd, Foto vom Osten her
Relativ bald geht unser Weg im Tagebau ein Stückchen bergauf…
Foto vom Radweg aus: Tagebau Jänschwalde Nachfolgelandschaft, Klinger See
…und das ist die Belohnung: Ein schöner weiter Blick über die Nachfolgelandschaft und den Klinger See
Foto von oben: Ehemaliger Tagebau Jänschwalde, Abraumhalde
3 km weiter westlich: Blick von oben auf den ehemaligen Braunkohle-Abbau
Foto vom Radweg aus: Abraumhalde im ehemaligen Tagebau Jänschwalde
Sieht aus wie Sanddünen, es sind aber Abraumhalden
Foto vom Radweg aus: Ehemaliger Tagebau Jänschwalde, Abraumbagger
Solche Sachen stehen auch noch herum… Wie nennt man das – Abraumbagger?
Foto vom Radweg aus: Ehemaliger Tagebau Jänschwalde, Findlinge
Und Unmengen von Findlingen

Dann haben wir ein kurzes Übergangsstück mit Schotterweg, das aber bereits nach 1 km in eine schöne Radstraße übergeht, zur Ostseite des Cottbuser Ostsees.
Oh Man, was für ein Projekt! Kaum zu glauben: Die Planung, aus dem riesigen Tagebaurestloch ein Lausitzer Meer zu machen, stand schon im Jahr 2001 fest. Das klingt jetzt so, als ob der zugehörige Tagebau, nämlich „Cottbus-Nord“, bereits 2001 stillgelegt wurde – weit gefehlt! Er lief noch bis Ende 2015.
Ab 2016 war ich jedes Jahr dort, um nachzusehen, wie weit das Ding schon gediehen ist – ein bisschen Wasser war damals schon drin, aber die richtige Flutung begann erst im April 2019. Lange Zeit sah es so aus, als ob es nie gelingen würde, das Mords Loch zu füllen – kein Wunder in diesen trockenen Jahren. 2024 war ja nun nicht so trocken, und voila! Im Oktober konnte vermeldet werden, dass der See endlich voll ist. Als ich das im Radio hörte, bin ich natürlich gleich hin – und war verdammt überrascht, wie schnell der Pegel gestiegen ist und aus der sandigen Pfütze eine beeindruckende Wasserfläche geworden ist.
Laut Wikipedia entstand „der mit 1900 Hektar flächenmäßig größte See des Lausitzer Tagebauseengebiets sowie der größte künstliche See Deutschlands. Damit löst er den Geiseltalsee (1840 Hektar) in Sachsen-Anhalt als flächenmäßig größten künstlichen See ab. Im Oktober 2024 wurde eine Füllhöhe von 61,8 m erreicht, bei vollständiger Füllung sollen es 62,5 m sein.“
(Für den aktuellen Füllstand vom Cottbuser Ostsee bitte hier klicken!)
Wir radeln ja sozusagen von hinten heran, dort sieht der See erst mal noch nicht so gigantisch aus…

Foto vom Radweg aus: Ostseite vom Cottbuser Ostsee
Schon von weitem lacht uns das blaue Wasser entgegen… Dieses Bild entstand im Mai 2023

…aber wenn man dann genauer hinschaut und Tausende von Bäumen erspäht, von denen nur noch die Hälfte oder ein Drittel herausschaut, denkt man gleich an ein Monster-Hochwasser.

Foto vom Ufer aus: Cottbuser Ostsee, Südost-Seite
Fast an der selben Stelle geknipst, aber nah am Zaun und im Oktober 2024. Die rötlichen Puschel im Wasser sind Baumwipfel

2 km weiter sind wir bereits an der Südspitze des Sees, genannt „Südkap“:

Foto vom Ufer aus: Aussichtspunkt Südkap am Cottbuser Ostsee
Dieser Aussichtspunkt am Südzipfel des Sees nennt sich „Südkap“
Foto vom Ufer aus: Cottbuser Ostsee, Aussichtspunkt Südkap
Mit Liegestühlen!
Infotafel am Aussichtspunkt Südkap, Cottbuser Ostsee
Am Südkap steht auch diese Infotafel, die ein paar wichtige Pläne bezüglich der Cottbuser Ostsee erläutert
Foto vom Radweg aus: Cottbuser Ostsee, Südseite
Ein Stückchen weiter am Südzipfel haben wir diesen Ausblick

An einer weiteren Gedenkstätte für ein Dorf, das für den Tagebau wegradiert wurde, kommen wir auch vorbei, Klein Lieskow; meine Route enthält eine Stippvisite dorthin – es liegt an der Südwestseite des Sees fast direkt am Weg:

Gedenkstätte Klein Lieskow, Cottbuser Ostsee
Auf der Schautafel wird erzählt, was mit Klein Lieskow geschehen ist

Wir umrunden etwa die Hälfte des Ostsees: Die Südost-, Süd- und Westseite. Leider kann man nicht durchgehend am See entlang radeln: dreimal müssen wir ein Stück landeinwärts, sind aber rasch wieder am Wasser.

Foto vom Radweg aus: Fahrradstraße zwischen Schlichow und Dissenchen nahe Cottbuser Ostsee
Mal nicht am Wasser, trotzdem schön: Unsere Fahrradstraße zwischen Schlichow und Dissenchen

Nun erreichen wir den derzeit bekanntesten Spot am Cottbuser Ostsee, den Aussichtsturm Merzdorf; den gab´s nämlich schon lange bevor die Flutung des Sees begann: Laut Wikipedia wurde er von 2013 auf 2014 innerhalb von 6 Monaten gebaut, aber erst 2016 eröffnet – warum auch immer. Übrigens steht er nicht im Cottbuser Ortsteil Merzdorf, sondern etwas südöstlich davon im Niemandsland. Der Turm ist 36 m hoch, die Aussichtsplattform auf 31 m Höhe.

Foto vom Radweg aus: Aussichtsturm Merzdorf, Cottbuser Ostsee
Nicht das Foto ist schief, sondern der Aussichtsturm! Er ist so gebaut, dass er sich ein wenig dem Wasser zuneigt

Etliche Jahre guckte man von dort nur auf ein gigantisches Sandloch…

Foto vom Ufer bei Merzdorf aus: Zukünftiger Cottbuser Ostsee Richtung Osten, Kraftwerk Jänschwalde
So sah es 2017 aus (damals hieß es noch „Zukünftiger Cottbuser Ostsee“). Gegenüber qualmt das Kraftwerk Jänschwalde

…und jetzt sieht es so aus:

Foto vom Aussichtsturm Merzdorf aus: Cottbuser Ostsee Richtung Osten
Alles unter Wasser, aber das Kraftwerk qualmt immer noch
Foto vom Aussichtsturm Merzdorf aus: Cottbuser Ostsee Richtung Norden
Noch ein Blick Richtung Norden…
Foto vom Blick vom Aussichtsturm Merzdorf aus: Cottbuser Ostsee Richtung Süden
…und Richtung Süden: Wie am Meer, nur dass es Kiefern statt Palmen gibt

Danach radeln wir auf einer prima Radstraße noch ein Stück nördlich zu einer weiteren Aussichtsplattform – ohne Turm, aber mit anderen Besonderheiten:

Foto vom Ufer aus: Cottbuser Ostsee, Aussichtspunkt Lakoma
Am Aussichtspunkt Lakoma kann man gemütlich mit Ostsee-Feeling am Wasser sitzen – falls die Temperaturen es zulassen
Foto vom Ufer aus: Cottbuser Ostsee, Aussichtspunkt Lakoma, Zufluss der Flutung
In Lakoma ist auch der Flutungszufluss für den Cottbuser Ostsee – hier wird er mit Spreewasser geflutet

Nun verlassen wir den Ostsee und steuern auf angenehmen Wegen längs durch Cottbus den Hauptbahnhof an.

Radweg Cottbus-Saspow, Foto vom Norden her
Im Cottbuser Ortsteil Saspow radeln wir auf diesem 1-A-Radweg gen Zentrum

Natürlich bietet sich auch eine Besichtigungsrunde in dieser interessanten Stadt an – die kannst du z.B. an der Puschkinpromenade starten und dir einen Plan aus meiner Radtour 104 holen.
Diese Route indes führt auf direktem Weg zum Bahnhof.

Foto vom Radweg aus: Cottbus, Puschkinpark, Puschkinpromenade
Liegt am Weg und recht zentral: Der Puschkinpark an der Puschkinpromenade

Grobe Streckenführung:
Bahnhof Forst (Lausitz) – Eulo – Mulknitz – rekultivierter Tagebau Jänschwalde – Ostseite des Cottbuser Ostsees – Südkap – Westseite – Schlichow – Dissenchen – Merzdorf – Lakoma – Saspow – Cottbus Zentrum – Cottbus Hauptbahnhof

Zur Karte:
Sie enthält
1) einen Mini-Abstecher zur Gedenkstätte Klein Lieskow

Download file: Rt128_Forst_Tagebau_Jaenschwalde_Cottbuser_Ostsee.gpx

Bitte achte darauf, dass meine Route nicht bei Komoot o.ä. veröffentlicht wird.

© Beatrice Poschenrieder

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