Radtour 64: Challenge: Von Ortrand (südlichster Ort Brandenburgs) 143 km nach KW

Ich wollt´s wissen: Schaffe ich die 143 km vom südlichsten Ort Brandenburgs (Ortrand) mit nem normalen Trekkingrad bis zur Berliner S-Bahn?
„Mit nem normalen Trekkingbike“, das bedeutet natürlich u.a., ohne Elektro-Antrieb und ohne speziellen Hightech-Schnickschnack, wie etwa glatte Touring-Reifen oder einen Vollcarbon-Rahmen. Und mit „bis zur Berliner S-Bahn“ meine ich: Eine S-Bahn-Station, die von Berlin aus angefahren wird.
Sehr gut bei Südwind, Gesamtlänge: 143 km; Strecke abkürzen: siehe weiter unten!
Lustigerweise heißt der südlichste Ort von Brandenburg ORTRAND, und wundervollerweise kommt man mit dem Regionalzug hin; es dauert noch nicht mal arg lange. 7.55 Uhr morgens in meine S-Bahn gestiegen, kurz darauf in die Regionalbahn nach Senftenberg und ab da mit nur 5 min Übergangszeit in einen anderen Regio nach Ortrand; Ankunft 10.10 Uhr.
Die Route zwischen Ortrand und Lübben war neu für mich, daher musste ich sehr oft auf die Karte schauen, hab mich auch mal kurz verfahren. Aber mein Ziel war ja eh nicht, möglichst schnell zu sein, sondern möglichst weit Richtung Berlin zu kommen, letztlich egal wie weit (wäre ich nur bis Halbe oder Groß Köris gekommen, auch gut), und das bitte vor der Dämmerung.
(Info für Leute, die noch nichts über mich wissen: Ich bin deutlich über 50 und eine Mini-Frau ohne nennenswerte Muskeln; ich betreibe auch nie gezieltes Training oder folge irgendwelchen Ernährungsplänen oder sowas – ich will mir ja nicht den Spaß verderben.)
Rückenwind gab es an dem Tag leider keinen (sonst hätte ich sicherlich noch 20 km mehr geschafft), aber zumindest keinen Gegenwind.
Einige Straßen, die vielleicht direkter und schneller gewesen wären, schieden aus: Zu stark befahren. Also wie fast immer im Zickzack-Kurs durch die Gegend, auf echten Radstraßen, auf ruhigen Landstraßen, auf straßenbegleitenden Radwegen… Die Landschaften und Orte auf meiner Challenge-Strecke waren durchaus hübsch!





Hier und da stoppte ich auch, um Fotos zu machen, ein paar Schlucke zu trinken, von meinem Brot abzubeißen oder eine Karotte zu essen (eine richtige Mahlzeit ist ungünstig, wenn man noch viele Kilometer vor sich hat). Ich musste mich auch immer wieder erinnern, mich zu entspannen und nicht in eine Hektik zu geraten, denn das zieht Energie ab. Mittlere Geschwindigkeit, öfter das Rad nur rollen lassen, ab und zu auch anhalten, aber keine allzu großen Pausen, das funktioniert für mich bei Langstrecken am besten.
Wobei ich einräumen muss: Ich hatte nicht gut geschlafen und bekam etwa bei km 58 einen kleinen Hänger sowie das Gefühl: Das schaffst du nie! Aber wenn man dann nicht einfach aufhört, sondern sich sagt, „na komm, zehn gehen noch“ oder „bis XY, das packst du auf jeden Fall“, überwindet man fast immer den Hänger und gelangt an diesen Punkt, ab dem der Körper fast von selbst arbeitet, wie ein gut geöltes Maschinchen (also eine Art „Runner´s High“; wobei ich diesen Ausdruck irreführend finde, denn man erlebt dabei – auch beim Laufen – nicht unbedingt ein „High“ bzw. Hochgefühle, sondern charakteristisch ist eher, dass sich die jeweilige körperliche Betätigung nicht mehr anstrengend anfühlt. Diese Leichtigkeit ist natürlich schön und kann die Laune durchaus heben). Mit einem Fahrrad, das nicht gut läuft – z.B. schlecht gewartet – kommt man glaub ich nicht in diesen Zustand, aber meins ist ja recht leichtgängig.


Wie auch immer: Nachdem ich auf der Höhe von Lübbenau, in Klein Radden, die Hälfte geschafft hatte und auf eine rettende Bäckerei traf, die mich mit einem Liter Kaltgetränk und einer Quarkschnecke versorgte, hatte ich vertrautes Gebiet vor mir (die Radroute Lübben -> KW kenne ich gut), was die ganze Challenge viel leichter machte, fast wie eine angenehme Routine. Obwohl ein erklecklicher Teil der Strecke nicht asphaltiert ist. Aber wie gesagt: Wenn man keine Hektik macht, geht viel.





Um 20.30 Uhr traf ich an der S-Bahn Königs Wusterhausen ein. Erstaunlicherweise hätte ich noch eine Stunde Radeln dranhängen können (also 18 – 20 km), aber es dämmerte bereits, die Challenge war eh geschafft. Und es hat Spaß gemacht!
Warum ich das überhaupt erzähle, ist nicht, um mich zu brüsten. Sondern um anderen zu zeigen: Wenn dieses alte Mini-Mädel 143 km am Tag radeln kann, schaffst du auch 60 / 70 / 80 km oder was auch immer du dir vornimmst.

Strecke abkürzen:
Erst ab Bahnhof Ruhland: 128 km. Erst ab Bhf Schwarzheide Ost: 125 km
Erst ab Bhf Gollmitz: 96 km. Nur bis Bhf Gollmitz: 48 km
Nur bis Bhf Lübbenau: 78 km. Nur bis Bhf Lübben: 81 km
Nur bis Bhf Halbe: 111 km. Nur bis Bhf Groß Köris: 117 km
Grobe Streckenführung:
Bahnhof Ortrand – Kroppen – Arnsdorf – Ruhland – Schwarzheide Ost – Schipkau – Klettwitz – Annahütte – Sallgast – Zürchel – Göllnitz – Rutzkau – Gollmitz – Craupe – Klein Mehßow – Mallenchen – Zinnitz – Willmersdorf-Stöbritz – Hindenberg – Groß Radden – Klein Radden – Ragow – Radweg an der Hauptspree lang – Lübben – offizieller Radweg (Hofjagdweg / Spree-Radweg) – Biosphärenreservat Spreewald – Schlepzig – Groß Wasserburg – Köthen – Märkisch Buchholz – Halbe – Löpten – Groß Köris – Krummensee – S-Bahnhof Königs Wusterhausen
Zur Karte:
Anderthalb km nach Ruhland hab ich mich kurz verfahren. Man muss direkt nach dem Überqueren des Gleises rechts abbiegen, also am Gleis lang.
Hier die GPX-Daten – bitte meine Tour nicht auf fremden Webseiten veröffentlichen, oder wenn, dann mit Nennung meiner Webseite!
Für die zweite Challenge bitte hier klicken!
© Beatrice Poschenrieder